#! /usr/local/bin/perl

# These variables and several tr/// below are german specific.  Change them,
# the corpus below in the __END__ section and it should work for another
# language.

$letter = 'a-z�������';
$uppercase = 'A-Z���';
$vowel = 'a��eio��u��';
$foreign = qr/[A-Z�-��a-z�-��]*[�-��-��-�����-��-��-����][a-z�-���]*/;
@group = qw(Au Ch    Ei Eu Qu Sch St Sp
	    au ch ck ei eu qu sch st sp);



# 3-buchstabige Partikel die gleichzeitig Anfang und Ende sind, aber nicht im Text vorkommen.
sub trypart($$) {
    %try = %{$ende{substr $_[0], 0, 2}};
    return unless %try;
    if( $try{substr $_[0], -1} ) {
	($wort = $_[0]) =~ s/([\200-$i])/$group{$1}/go;
	($lwort = $wort) =~ tr/A-Z���/a-z���/;
	return if $wort{$lwort} or $lwort =~ /^[^$vowel]+$/o;
	$found{$wort} = ($_[1] + $try{$_}) * $length[length $wort];
    }
}

# alle anderen, l�ngeren Worte, die nicht im Text vorkommen.
sub try($$) {
    if( 6 > length $_[0] ) {
	# passen die letzten 3 oder bei geringerem Wert wenigstens 2 letzten Buchstaben
	%try = %{$mitte{substr $_[0], -3}};
	%try = %{$mitte{substr $_[0], -2}} unless %try;
	# Wenn ja, mit allen m�glichen Folgebuchstaben weiterversuchen
	try( $_[0] . $_, $_[1] + $try{$_} ) for keys %try;
    }
    %try = %{$ende{substr $_[0], -2}};
    return unless %try;
    for( keys %try ) {
	($wort = $_[0] . $_) =~ s/([\200-$i])/$group{$1}/go;
	($lwort = $wort) =~ tr/A-Z���/a-z���/;
	next if $wort{$lwort} or $lwort =~ /^[^$vowel]+$/o;
	$found{$wort} = ($_[1] + $try{$_}) * $length[length $wort];
    }
}

$cache = "$ENV{HOME}/.kauderwelsch";

if( -r $cache ) {
    do $cache;
} else {
    $group = join '|', @group;
    $i = 0200;
    $c = chr $i++, $ungroup{$_} = $c, $group{$c} = $_ for @group;
    $i = chr $i;

    while ( <DATA> ) {
	# offensichtliche Fremdworte raus
	s/$foreign/ /goi;
	for ( split /[^$letter]+/oi ) {
	    # F�r k�rzere Worte funktionieren die Algorithmen nicht
	    next if 3 > length;
	    # L�ngenh�ufigkeiten mitz�hlen
	    $length[length]++;
	    ($lwort = $_) =~ tr/A-Z���/a-z���/;
	    $wort{$lwort} = 1;
	    # typische Gruppen wie einen Buchstaben behandeln
	    s/($group)/$ungroup{$1}/go;
	    # jeweils Wert je nach H�ufigkeit und m�gliche Folgebuchstaben speichern
	    $anfang{substr $_, 0, 3} += 1.05;
	    for $i ( 0..length()-3 ) {
		$mitte{substr $_, $i, 2}{substr $_, $i+2, 1} += .7;
	    }
	    for $i ( 0..length()-4 ) {
		$mitte{substr $_, $i, 3}{substr $_, $i+3, 1}++;
	    }
	    $ende{substr $_, -3, 2}{substr $_, -1} += 1.1;
	}
    }

    # l�ngenunabh�ngige Normalisierung der Werte gleich mit reinrechnen
    $length[$_] /= $_ for 3..$#length;
    trypart $_, $anfang{$_} for keys %anfang;
    try $_, $anfang{$_} for keys %anfang;

    push @{$found[$found{$_}]}, $_ for keys %found;
    $_ = [sort { $found{$a} <=> $found{$b} } @$_] for @found;

    open CACHE, '>', $cache;
    for( reverse 0..$#found ) {
	next unless @{$found[$_]};
	print CACHE "\$found[$_]=[qw(";
	print CACHE "$_ " for @{$found[$_]};
	print CACHE ")];\n";
    }
}

$max = $#found;
sub wort() {
    $i = int rand $max;
    $i++ while !@{$found[$i]};
    ${$found[$i]}[rand @{$found[$i]}];
}

$absatz = $satz = 0;
for( 1..1000 ) {
    if( $satz ) {
	$wort = wort until !$satz{substr( $wort, 0, 4 )};
	$satz{substr( $wort, 0, 4 )} = 1;
	$satz--;
    } else {
	$wort = wort until $wort =~ /^[$uppercase]/o;
	# Mindestsatzl�nge und lange S�tze seltener
	$satz = 3 + int rand( 5 ) ** 1.6;
	%satz = (substr( $wort, 0, 4 ) => 1);
	# Mindestabsatzl�nge und lange Abs�tze seltener
	$absatz = 3 + int rand( 3 ) ** 1.6 if !$absatz--;
    }
    print $wort, $satz ? ((.2 > rand) ? ', ' : ' ') : $absatz ? '.  ' : ".\n\n";
}
print wort, ".\n";

=head1 AUTHOR

Daniel Pfeiffer <occitan@esperanto.org>

=begin CPAN

=head1 README

B<Kauderwelschgenerator> f�r deutschartige Texte.
B<�� >analysiert einen Korpus und erfindet gleichartige Worte
B<�� >Worte werden zu S�tzen gruppiert
B<�� >I<works for other languages by changing some variables>

=pod SCRIPT CATEGORIES

Educational

=cut

__END__
Dieser Korpus besteht aus drei Projekt Gutenberg Texten.  Er kann durch beliebige andere Texte ersetzt werden.  Je diverser er ist, desto �hnlicher wird der generierte Text der deutschen Lautverteilung sein.  Je mehr unterschiedliche Worte vorkommen, desto seltener wird ein echtes deutsches Wort generiert.  Fremdworte werden nur insofern eliminiert, als da� sie fremde Sonderzeichen enthalten.  Ansonsten werden sie auch analysiert und f�hren zu fremdartigen neuen Worten.

Mein Vater hie� Schnabelewopski; meine Mutter hie� Schnabelewopska; als beider ehelicher Sohn wurde ich geboren den ersten April 1795 zu Schnabelewops. Meine Gro�tante, die alte Frau von Pipitzka, pflegte meine erste Kindheit, und erz�hlte mir viele sch�ne M�rchen, und sang mich oft in den Schlaf mit einem Liede, dessen Worte und Melodie meinem Ged�chtnisse entfallen. Ich vergesse aber nie die geheimnisvolle Art, wie sie mit dem zitternden Kopfe nickte, wenn sie es sang, und wie wehm�tig ihr gro�er einziger Zahn, der Einsiedler ihres Mundes, alsdann zum Vorschein kam. Auch erinnere ich mich noch manchmal des Papagois, �ber dessen Tod sie so bitterlich weinte. Die alte Gro�tante ist jetzt ebenfalls tot, und ich bin in der ganzen weiten Welt wohl der einzige Mensch, der an ihren lieben Papagoi noch denkt. Unsere Katze hie� Mimi und unser Hund hie� Joli. Er hatte viel Menschenkenntnis und ging mir immer aus dem Wege wenn ich zur Peitsche griff. Eines Morgens sagte unser Bedienter: der Hund trage den Schwanz etwas eingekniffen zwischen den Beinen und lasse die Zunge l�nger als gew�hnlich hervorh�ngen; und der arme Joli wurde, nebst einigen Steinen, die man ihm an den Hals festband, ins Wasser geworfen. Bei dieser Gelegenheit ertrank er. Unser Bedienter hie� Prrschtzztwitsch. Man mu� dabei niesen, wenn man diesen Namen ganz richtig aussprechen will. Unsere Magd hie� Swurtszska, welches im Deutschen etwas rauh, im Polnischen aber �u�erst melodisch klingt. Es war eine dicke untersetzte Person mit wei�en Haaren und blonden Z�hnen. Au�erdem liefen noch zwei sch�ne schwarze Augen im Hause herum, welche man Seraphine nannte. Es war mein sch�nes herzliches M�hmelein, und wir spielten zusammen im Garten und belauschten die Haushaltung der Ameisen, und haschten Schmetterlinge, und pflanzten Blumen. Sie lachte einst wie toll, als ich meine kleinen Str�mpfchen in die Erde pflanzte, in der Meinung, da� ein paar gro�e Hosen f�r meinen Vater daraus hervorwachsen w�rden.

Mein Vater war die g�tigste Seele von der Welt und war lange Zeit ein wundersch�ner Mann; der Kopf gepudert, hinten ein niedlich geflochtenes Z�pfchen, das nicht herabhing, sondern mit einem K�mmchen von Schildkr�te auf dem Scheitel befestigt war. Seine H�nde waren blendend wei� und ich k��te sie oft. Es ist mir als r�che ich noch ihren s��en Duft und er dr�nge mir stechend ins Auge. Ich habe meinen Vater sehr geliebt; denn ich habe nie daran gedacht, da� er sterben k�nne.

Mein Gro�vater, v�terlicher Seite, war der alte Herr von Schnabelewopski; ich wei� gar nichts von ihm, au�er da� er ein Mensch und da� mein Vater sein Sohn war. Mein Gro�vater, m�tterlicher Seite, war der alte Herr von Wlrssrnski, und er ist abgemalt in einem scharlachroten Sammetrock und einem langen Degen, und meine Mutter erz�hlte mir oft, da� er einen Freund hatte, der einen gr�nseidenen Rock, rosaseidne Hosen und wei�seidne Str�mpfe trug, und w�tend den kleinen Chapeaubas hin- und herschwenkte, wenn er vom K�nig von Preu�en sprach.

Meine Mutter, Frau von Schnabelewopska, gab mir, als ich heranwuchs, eine gute Erziehung. Sie hatte viel gelesen; als sie mit mir schwanger ging las sie fast ausschlie�lich den Plutarch; und hat sich vielleicht an einem von dessen gro�en M�nnern versehen; wahrscheinlich an einem von den Gracchen. Daher meine mystische Sehnsucht, das agrarische Gesetz in moderner Form zu verwirklichen. Mein Freiheits- und Gleichheitssinn ist vielleicht solcher m�tterlicher Vorlekt�re beizumessen. H�tte meine Mutter damals das Leben des Cartuch gelesen, so w�re ich vielleicht ein gro�er Bankier geworden. Wie oft, als Knabe, vers�umte ich die Schule, um auf den sch�nen Wiesen von Schnabelewops einsam dar�ber nachzudenken, wie man die ganze Menschheit begl�cken k�nnte. Man hat mich deshalb oft einen M��igg�nger gescholten und als solchen bestraft; und f�r meine Weltbegl�ckungsgedanken mu�te ich schon damals viel Leid und Not erdulden. Die Gegend um Schnabelewops ist �brigens sehr sch�n, es flie�t dort ein Fl��chen, worin man des Sommers sehr angenehm badet, auch gibt es allerliebste Vogelnester in den Geh�lzen des Ufers. Das alte Gnesen, die ehemalige Hauptstadt von Polen, ist nur drei Meilen davon entfernt. Dort im Dom ist der heilige Adalbert begraben. Dort steht sein silberner Sarkophag, und darauf liegt sein eignes Konterfei, in Lebensgr��e, mit Bischofm�tze und Krummstab, die H�nde fromm gefaltet, und alles von gegossenem Silber. Wie oft mu� ich deiner gedenken du silberner Heiliger! Ach, wie oft schleichen meine Gedanken nach Polen zur�ck, und ich stehe wieder in dem Dome von Gnesen, an den Pfeiler gelehnt, bei dem Grabmal Adalberts! Dann rauscht auch wieder die Orgel, als probiere der Organist ein St�ck aus Allegris Miserere; in einer fernen Kapelle wird eine Messe gemurmelt; die letzten Sonnenlichter fallen durch die bunten Fensterscheiben; die Kirche ist leer; nur vor dem silbernen Grabmal des Heiligen liegt eine betende Gestalt, ein wunderholdes Frauenbild, das mir einen raschen Seitenblick zuwirft, aber ebenso rasch sich wieder gegen den Heiligen wendet und mit ihren sehns�chtig schlauen Lippen die Worte fl�stert: �Ich bete dich an!�

In demselben Augenblick, als ich diese Worte h�rte, klingelte in der Ferne der Mesner, die Orgel rauschte mit schwellendem Ungest�m, das holde Frauenbild erhob sich von den Stufen des Grabmals, warf ihren wei�en Schleier �ber das err�tende Antlitz, und verlie� den Dom. auf der tsentw befinden sich noch Accounts ausgeschiedener Mitarbeiter. Welche
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Bitte schicke eine Antwort auch an Daniel, damit er ggf. aufraeumen kann

�Ich bete dich an!� Galten diese Worte mir oder dem silbernen Adalbert? Gegen diesen hatte sie sich gewendet, aber nur mit dem Antlitz. Was bedeutete jener Seitenblick, den sie mir vorher zugeworfen und dessen Strahlen sich �ber meine Seele ergossen, gleich einem langen Lichtstreif, den der Mond �ber das n�chtliche Meer dahingie�t, wenn er aus dem Wolkendunkel hervortritt und sich schnell wieder dahinter verbirgt. In meiner Seele, die ebenso d�ster wie das Meer, weckte jener Lichtstreif alle die Unget�me, die im tiefen Grunde schliefen, und die tollsten Haifische und Schwertfische der Leidenschaft schossen pl�tzlich empor, und tummelten sich, und bissen sich vor Wonne in den Schw�nzen, und dabei brauste und kreischte immer gewaltiger die Orgel, wie Sturmget�se auf der Nordsee.

Den anderen Tag verlie� ich Polen.

Das nachstehende Gedicht schrieb ich im diesj�hrigen Monat Januar zu Paris, und die freie Luft des Ortes wehete in manche Strophe weit sch�rfer hinein, als mir eigentlich lieb war. Ich unterlie� nicht, schon gleich zu mildern und auszuscheiden, was mit dem deutschen Klima unvertr�glich schien. Nichtsdestoweniger, als ich das Manuskript im Monat M�rz an meinen Verleger nach Hamburg schickte, wurden mir noch mannigfache Bedenklichkeiten in Erw�gung gestellt. Ich mu�te mich dem fatalen Gesch�fte des Umarbeitens nochmals unterziehen, und da mag es wohl geschehen sein, da� die ernsten T�ne mehr als n�tig abged�mpft oder von den Schellen des Humors gar zu heiter �berklingelt wurden. Einigen nackten Gedanken habe ich im hastigen Unmut ihre Feigenbl�tter wieder abgerissen, und zimperlich spr�de Ohren habe ich vielleicht verletzt. Es ist mir leid, aber ich tr�ste mich mit dem Bewu�tsein, da� gr��ere Autoren sich �hnliche Vergehen zuschulden kommen lie�en. Des Aristophanes will ich zu solcher Besch�nigung gar nicht erw�hnen, denn der war ein blinder Heide, und sein Publikum zu Athen hatte zwar eine klassische Erziehung genossen, wu�te aber wenig von Sittlichkeit. Auf Cervantes und Moli�re k�nnte ich mich schon viel besser berufen; und ersterer schrieb f�r den hohen Adel beider Kastilien, letzterer f�r den gro�en K�nig und den gro�en Hof von Versailles! Ach, ich vergesse, da� wir in einer sehr b�rgerlichen Zeit leben, und ich sehe leider voraus, da� viele T�chter gebildeter St�nde an der Spree, wo nicht gar an der Alster, �ber mein armes Gedicht die mehr oder minder gebogenen N�schen r�mpfen werden! Was ich aber mit noch gr��erem Leidwesen voraussehe, das ist das Zeter jener Pharis�er der Nationalit�t, die jetzt mit den Antipathien der Regierungen Hand in Hand gehen, auch die volle Liebe und Hochachtung der Zensur genie�en und in der Tagespresse den Ton angeben k�nnen, wo es gilt, jene Gegner zu befehden, die auch zugleich die Gegner ihrer allerh�chsten Herrschaften sind. Wir sind im Herzen gewappnet gegen das Mi�fallen dieser heldenm�tigen Lakaien in schwarzrotgoldner Livree. Ich h�re schon ihre Bierstimmen: "Du l�sterst sogar unsere Farben, Ver�chter des Vaterlands, Freund der Franzosen, denen du den freien Rhein abtreten willst!" Beruhigt euch. Ich werde eure Farben achten und ehren, wenn sie es verdienen, wenn sie nicht mehr eine m��ige oder knechtische Spielerei sind. Pflanzt die schwarzrotgoldne Fahne auf die H�he des deutschen Gedankens, macht sie zur Standarte des freien Menschtums, und ich will mein bestes Herzblut f�r sie hingeben. Beruhigt euch, ich liebe das Vaterland ebensosehr wie ihr. Wegen dieser Liebe habe ich dreizehn Lebensjahre im Exile verlebt, und wegen ebendieser Liebe kehre ich wieder zur�ck ins Exil, vielleicht f�r immer, jedenfalls ohne zu flennen oder eine schiefm�ulige Duldergrimasse zu schneiden. Ich bin der Freund der Franzosen, wie ich der Freund aller Menschen bin, wenn sie vern�nftig und gut sind, und weil ich selber nicht so dumm oder so schlecht bin, als da� ich w�nschen sollte, da� meine Deutschen und die Franzosen, die beiden auserw�hlten V�lker der Humanit�t, sich die H�lse br�chen zum Besten von England und Ru�land und zur Schadenfreude aller Junker und Pfaffen dieses Erdballs. Seid ruhig, ich werde den Rhein nimmermehr den Franzosen abtreten, schon aus dem ganz einfachen Grunde: weil mir der Rhein geh�rt. Ja, mir geh�rt er, durch unver�u�erliches Geburtsrecht, ich bin des freien Rheins noch weit freierer Sohn, an seinem Ufer stand meine Wiege, und ich sehe gar nicht ein, warum der Rhein irgendeinem andern geh�ren soll als den Landeskindern. Elsa� und Lothringen kann ich freilich dem deutschen Reiche nicht so leicht einverleiben, wie ihr es tut, denn die Leute in jenen Landen h�ngen fest an Frankreich wegen der Rechte, die sie durch die franz�sische Staatsumw�lzung gewonnen, wegen jener Gleichheitsgesetze und freien Institutionen, die dem b�rgerlichen Gem�te sehr angenehm sind, aber dem Magen der gro�en Menge dennoch vieles zu w�nschen �briglassen. Indessen, die Elsasser und Lothringer werden sich wieder an Deutschland anschlie�en, wenn wir das vollenden, was die Franzosen begonnen haben, wenn wir diese �berfl�geln in der Tat, wie wir es schon getan im Gedanken, wenn wir uns bis zu den letzten Folgerungen desselben emporschwingen, wenn wir die Dienstbarkeit bis in ihrem letzten Schlupfwinkel, dem Himmel, zerst�ren, wenn wir den Gott, der auf Erden im Menschen wohnt, aus seiner Erniedrigung retten, wenn wir die Erl�ser Gottes werden, wenn wir das arme, gl�ckenterbte Volk und den verh�hnten Genius und die gesch�ndete Sch�nheit wieder in ihre W�rde einsetzen, wie unsere gro�en Meister gesagt und gesungen und wie wir es wollen, wir, die J�nger - ja, nicht blo� Elsa� und Lothringen, sondern ganz Frankreich wird uns alsdann zufallen, ganz Europa, die ganze Welt - die ganze Welt wird deutsch werden! Von dieser Sendung und Universalherrschaft Deutschlands tr�ume ich oft, wenn ich unter Eichen wandle. Das ist mein Patriotismus.
Ich werde in einem n�chsten Buche auf dieses Thema zur�ckkommen, mit letzter Entschlossenheit, mit strenger R�cksichtslosigkeit, jedenfalls mit Loyalit�t. Den entschiedensten Widerspruch werde ich zu achten wissen, wenn er aus einer �berzeugung hervorgeht. Selbst der rohesten Feindseligkeit will ich alsdann geduldig verzeihen; ich will sogar der Dummheit Rede stehen, wenn sie nur ehrlich gemeint ist. Meine ganze schweigende Verachtung widme ich hingegen dem gesinnungslosen Wichte, der aus leidiger Scheelsucht oder unsauberer Privatgiftigkeit meinen guten Leumund in der �ffentlichen Meinung herabzuw�rdigen sucht und dabei die Maske des Patriotismus, wo nicht gar die der Religion und der Moral, benutzt. Der anarchische Zustand der deutschen politischen und literarischen Zeitungsbl�tterwelt ward in solcher Beziehung zuweilen mit einem Talente ausgebeutet, das ich schier bewundern mu�te. Wahrhaftig, Schufterle ist nicht tot, er lebt noch immer und steht seit Jahren an der Spitze einer wohlorganisierten Bande von literarischen Strauchdieben, die in den b�hmischen W�ldern unserer Tagespresse ihr Wesen treiben, hinter jedem Busch, hinter jedem Blatt versteckt liegen und dem leisesten Pfiff ihres w�rdigen Hauptmanns gehorchen.
Noch ein Wort. Das "Winterm�rchen" bildet den Schlu� der "Neuen Gedichte", die in diesem Augenblick bei Hoffmann und Campe erscheinen. Um den Einzeldruck veranstalten zu k�nnen, mu�te mein Verleger das Gedicht den �berwachenden Beh�rden zu besonderer Sorgfalt �berliefern, und neue Varianten und Ausmerzungen sind das Ergebnis dieser h�heren Kritik.

Geboren 3.7.1883 in Prag, gestorben 3.6.1924 in Kierling bei Wien. Sohn eines wohlhabenden j�dischen Kaufmanns. 1901-1906 studierte er Germanistik und Jura in Prag; 1906 promovierte er zum Dr. jur. Dann kurze Praktikantenzeit am Landesgericht Prag. 1908-1917 Angestellter einer Versicherungsgesellschaft, sp�ter einer Arbeiter-Unfall-Versicherung. 1917 erkrankte er an Tbc, was ihn 1922 zur Aufgabe des Berufes zwang.

Kafka f�hlte sich als einsamer und unverstandener Einzelg�nger, nur mit Max Brod und Franz Werfel verband ihn Freundschaft; bekannt war er auch mit Martin Buber und Johannes Urzidil. In den Sommermonaten der Jahre 1910 bis 1912 f�hrten ihn Reisen und Kuraufenthalte nach Italien, Frankreich, Deutschland, Ungarn und in die Schweiz. Sein Verh�ltnis zu Frauen war schwierig und problematisch: zweimal hat er sich 1914 verlobt und das Verl�bnis wieder gel�st; 1920-1922 qu�lte ihn eine unerf�llte Liebe zu Milena Jesenska, was zahlreiche erhaltene Briefe dokumentieren; seit 1923 lebte er mit Dora Dymant zusammen als freier Schriftsteller in Berlin und Wien, zuletzt im Sanatorium Kierlang bei Wien, wo er an Kehlkopftuberkulose starb. Sein literarischer Nachlass, den er testamentarisch zur Verbrennung bestimmt hatte, wurde posthum gegen seinen Willen von Max Brod ver�ffentlicht.

Das Schlo�

Das erste Kapitel

Es war sp�t abends, als K. ankam. Das Dorf lag in tiefem Schnee. Vom Schlo�berg war nichts zu sehen, Nebel und Finsternis umgaben ihn, auch nicht der schw�chste Lichtschein deutete das gro�e Schlo� an. Lange stand K. auf der Holzbr�cke, die von der Landstra�e zum Dorf f�hrte, und blickte in die scheinbare Leere empor.

Dann ging er, ein Nachtlager suchen; im Wirtshaus war man noch wach, der Wirt hatte zwar kein Zimmer zu vermieten, aber er wollte, von dem sp�ten Gast �u�erst �berrascht und verwirrt, K. in der Wirtsstube auf einem Strohsack schlafen lassen. K. war damit einverstanden. Einige Bauern waren noch beim Bier, aber er wollte sich mit niemandem unterhalten, holte selbst den Strohsack vom Dachboden und legte sich in der N�he des Ofens hin. Warm war es, die Bauern waren still, ein wenig pr�fte er sie noch mit den m�den Augen, dann schlief er ein.

Aber kurze Zeit darauf wurde er schon geweckt. Ein junger Mann, st�dtisch angezogen, mit schauspielerhaftem Gesicht, die Augen schmal, die Augenbrauen stark, stand mit dem Wirt neben ihm. Die Bauern waren auch noch da, einige hatten ihre Sessel herumgedreht, um besser zu sehen und zu h�ren. Der junge Mensch entschuldigte sich sehr h�flich, K. geweckt zu haben, stellte sich als Sohn des Schlo�kastellans vor und sagte dann: �Dieses Dorf ist Besitz des Schlosses, wer hier wohnt oder �bernachtet, wohnt oder �bernachtet gewisserma�en im Schlo�. Niemand darf das ohne gr�fliche Erlaubnis. Sie aber haben eine solche Erlaubnis nicht oder haben sie wenigstens nicht vorgezeigt.�

K. hatte sich halb aufgerichtet, hatte die Haare zurechtgestrichen, blickte die Leute von unten her an und sagte: �In welches Dorf habe ich mich verirrt? Ist denn hier ein Schlo�?�

�Allerdings�, sagte der junge Mann langsam, w�hrend hier und dort einer den Kopf �ber K. sch�ttelte, �das Schlo� des Herrn Grafen Westwest.�

�Und man mu� die Erlaubnis zum �bernachten haben?� fragte K., als wolle er sich davon �berzeugen, ob er die fr�heren Mitteilungen nicht vielleicht getr�umt h�tte.

�Die Erlaubnis mu� man haben�, war die Antwort, und es lag darin ein gro�er Spott f�r K., als der junge Mann mit ausgestrecktem Arm den Wirt und die G�ste fragte: �Oder mu� man etwa die Erlaubnis nicht haben?�

�Dann werde ich mir also die Erlaubnis holen m�ssen�, sagte K. g�hnend und schob die Decke von sich, als wolle er aufstehen.

�Ja von wem denn?� fragte der junge Mann.

�Vom Herrn Grafen�, sagte K., �es wird nichts anderes �brigbleiben.�

�Jetzt um Mitternacht die Erlaubnis vom Herrn Grafen holen?� rief der junge Mann und trat einen Schritt zur�ck.

�Ist das nicht m�glich?� fragte K. gleichm�tig. �Warum haben Sie mich also geweckt?�

Nun geriet aber der junge Mann au�er sich. �Landstreichermanieren!� rief er. �Ich verlange Respekt vor der gr�flichen Beh�rde! Ich habe Sie deshalb geweckt, um Ihnen mitzuteilen, da� Sie sofort das gr�fliche Gebiet verlassen m�ssen.�

�Genug der Kom�die�, sagte K. auffallend leise, legte sich nieder und zog die Decke �ber sich. �Sie gehen, junger Mann, ein wenig zu weit, und ich werde morgen noch auf Ihr Benehmen zur�ckkommen. Der Wirt und die Herren dort sind Zeugen, soweit ich �berhaupt Zeugen brauche. Sonst aber lassen Sie es sich gesagt sein, da� ich der Landvermesser bin, den der Graf hat kommen lassen. Meine Gehilfen mit den Apparaten kommen morgen im Wagen nach. Ich wollte mir den Marsch durch den Schnee nicht entgehen lassen, bin aber leider einigemal vom Weg abgeirrt und deshalb erst so sp�t angekommen. Da� es jetzt zu sp�t war, im Schlo� mich zu melden, wu�te ich schon aus eigenem, noch vor Ihrer Belehrung. Deshalb habe ich mich auch mit diesem Nachtlager hier begn�gt, das zu st�ren Sie die - gelinde gesagt - Unh�flichkeit hatten. Damit sind meine Erkl�rungen beendet. Gute Nacht, meine Herren.� Und K. drehte sich zum Ofen hin.

�Landvermesser?� h�rte er noch hinter seinem R�cken z�gernd fragen, dann war allgemeine Stille. Aber der junge Mann fa�te sich bald und sagte zum Wirt in einem Ton, der genug ged�mpft war, um als R�cksichtnahme auf K.s Schlaf zu gelten, und laut genug, um ihm verst�ndlich zu sein: �Ich werde telefonisch anfragen.� Wie, auch ein Telefon war in diesem Dorfwirtshaus? Man war vorz�glich eingerichtet. Im einzelnen �berraschte es K., im ganzen hatte er es freilich erwartet. Es zeigte sich, da� das Telefon fast �ber seinem Kopf angebracht war, in seiner Verschlafenheit hatte er es �bersehen. Wenn nun der junge Mann telefonieren mu�te, dann konnte er beim besten Willen K.s Schlaf nicht schonen, es handelte sich nur darum, ob K. ihn telefonieren lassen sollte, er beschlo�, es zuzulassen. Dann hatte es aber freilich auch keinen Sinn, den Schlafenden zu spielen, und er kehrte deshalb in die R�ckenlage zur�ck. Er sah die Bauern scheu zusammenr�cken und sich besprechen, die Ankunft eines Landvermessers war nichts Geringes. Die T�r der K�che hatte sich ge�ffnet, t�rf�llend stand dort die m�chtige Gestalt der Wirtin, auf den Fu�spitzen n�herte sich ihr der Wirt, um ihr zu berichten. Und nun begann das Telefongespr�ch. Der Kastellan schlief, aber ein Unterkastellan, einer der Unterkastellane, ein Herr Fritz, war da. Der junge Mann, der sich als Schwarzer vorstellte, erz�hlte, wie er K. gefunden, einen Mann in den Drei�igern, recht zerlumpt, auf einem Strohsack ruhig schlafend, mit einem winzigen Rucksack als Kopfkissen, einen Knotenstock in Reichweite. Nun sei er ihm nat�rlich verd�chtig gewesen, und da der Wirt offenbar seine Pflicht vernachl�ssigt hatte, sei es seine, Schwarzers, Pflicht gewesen, der Sache auf den Grund zu gehen. Das Gewecktwerden, das Verh�r, die pflichtgem��e Androhung der Verweisung aus der Grafschaft habe K. sehr ungn�dig aufgenommen, wie es sich schlie�lich gezeigt habe, vielleicht mit Recht, denn er behaupte, ein vom Herrn Grafen bestellter Landvermesser zu sein. Nat�rlich sei es zumindest formale Pflicht, die Behauptung nachzupr�fen, und Schwarzer bitte deshalb Herrn Fritz, sich in der Zentralkanzlei zu erkundigen, ob ein Landvermesser dieser Art wirklich erwartet werde, und die Antwort gleich zu telefonieren.

Dann war es still, Fritz erkundigte sich dr�ben, und hier wartete man auf die Antwort. K. blieb wie bisher, drehte sich nicht einmal um, schien gar nicht neugierig, sah vor sich hin. Die Erz�hlung Schwarzers in ihrer Mischung von Bosheit und Vorsicht gab ihm eine Vorstellung von der gewisserma�en diplomatischen Bildung, �ber die im Schlo� selbst kleine Leute wie Schwarzer leicht verf�gten. Und auch an Flei� lie�en sie es dort nicht fehlen; die Zentralkanzlei hatte Nachtdienst. Und gab offenbar sehr schnell Antwort, denn schon klingelte Fritz. Dieser Bericht schien allerdings sehr kurz, denn sofort warf Schwarzer w�tend den H�rer hin. �Ich habe es ja gesagt!� schrie er. �Keine Spur von Landvermesser, ein gemeiner, l�gnerischer Landstreicher, wahrscheinlich aber �rgeres.� Einen Augenblick dachte K., alle, Schwarzer, Bauern, Wirt und Wirtin, w�rden sich auf ihn st�rzen. Um wenigstens dem ersten Ansturm auszuweichen, verkroch er sich ganz unter die Decke. Da l�utete das Telefon nochmals, und, wie es K. schien, besonders stark. Er steckte langsam den Kopf wieder hervor. Obwohl es unwahrscheinlich war, da� es wieder K. betraf, stockten alle, und Schwarzer kehrte zum Apparat zur�ck. Er h�rte dort eine l�ngere Erkl�rung ab und sagte dann leise: �Ein Irrtum also? Das ist mir recht unangenehm. Der B�rochef selbst hat telefoniert? Sonderbar, sonderbar. Wie soll ich es dem Herrn Landvermesser erkl�ren?�

K. horchte auf. Das Schlo� hatte ihn also zum Landvermesser ernannt. Das war einerseits ung�nstig f�r ihn, denn es zeigte, da� man im Schlo� alles N�tige �ber ihn wu�te, die Kr�fteverh�ltnisse abgewogen hatte und den Kampf l�chelnd aufnahm. Es war aber andererseits auch g�nstig, denn es bewies, seiner Meinung nach, da� man ihn untersch�tzte und da� er mehr Freiheit haben w�rde, als er h�tte von vornherein hoffen d�rfen. Und wenn man glaubte, durch diese geistig gewi� �berlegene Anerkennung seiner Landvermesserschaft ihn dauernd in Schrecken halten zu k�nnen, so t�uschte man sich; es �berschauerte ihn leicht, das war aber alles.

Dem sich sch�chtern n�hernden Schwarzer winkte K. ab; ins Zimmer des Wirtes zu �bersiedeln, wozu man ihn dr�ngte, weigerte er sich, nahm nur vom Wirt einen Schlaftrunk an, von der Wirtin ein Waschbecken mit Seife und Handtuch und mu�te gar nicht erst verlangen, da� der Saal geleert wurde, denn alles dr�ngte mit abgewendeten Gesichtern hinaus, um nicht etwa morgen von ihm erkannt zu werden. Die Lampe wurde ausgel�scht, und er hatte endlich Ruhe. Er schlief tief, kaum ein-, zweimal von vor�berhuschenden Ratten fl�chtig gest�rt, bis zum Morgen.

Nach dem Fr�hst�ck, das, wie �berhaupt K.s ganze Verpflegung, nach Angabe des Wirts vom Schlo� bezahlt werden sollte, wollte er gleich ins Dorf gehen. Aber da der Wirt, mit dem er bisher in Erinnerung an sein gestriges Benehmen nur das Notwendigste gesprochen hatte, mit stummer Bitte sich immerfort um ihn herumdrehte, erbarmte er sich seiner und lie� ihn f�r ein Weilchen bei sich niedersetzen.

�Ich kenne den Grafen noch nicht�, sagte K., �er soll gute Arbeit gut bezahlen, ist das wahr? Wenn man, wie ich, so weit von Frau und Kind reist, dann will man auch etwas heimbringen.�

�In dieser Hinsicht mu� sich der Herr keine Sorge machen, �ber schlechte Bezahlung h�rt man keine Klage.� - �Nun�, sagte K., �ich geh�re ja nicht zu den Sch�chternen und kann auch einem Grafen meine Meinung sagen, aber in Frieden mit den Herren fertig zu werden ist nat�rlich weit besser.�

Der Wirt sa� K. gegen�ber am Rand der Fensterbank, bequemer wagte er sich nicht zu setzen, und sah K. die ganze Zeit �ber mit gro�en, braunen, �ngstlichen Augen an. Zuerst hatte er sich an K. herangedr�ngt, und nun schien es, als wolle er am liebsten weglaufen. F�rchtete er, �ber den Grafen ausgefragt zu werden? F�rchtete er die Unzuverl�ssigkeit des �Herrn�, f�r den er K. hielt? K. mu�te ihn ablenken. Er blickte auf die Uhr und sagte: �Nun werden bald meine Gehilfen kommen, wirst du sie hier unterbringen k�nnen?�

�Gewi�, Herr�, sagte er, �werden sie aber nicht mit dir im Schlosse wohnen?�

Verzichtete er so leicht und gern auf die G�ste und auf K. besonders, den er unbedingt ins Schlo� verwies?

�Das ist noch nicht sicher�, sagte K., �erst mu� ich erfahren, was f�r eine Arbeit man f�r mich hat. Sollte ich zum Beispiel hier unten arbeiten, dann wird es auch vern�nftiger sein, hier unten zu wohnen. Auch f�rchte ich, da� mir das Leben oben im Schlosse nicht zusagen w�rde. Ich will immer frei sein.�

�Du kennst das Schlo� nicht�, sagte der Wirt leise.

�Freilich�, sagte K., �man soll nicht verfr�ht urteilen. Vorl�ufig wei� ich ja vom Schlo� nichts weiter, als da� man es dort versteht, sich den richtigen Landvermesser auszusuchen. Vielleicht gibt es dort noch andere Vorz�ge.� Und er stand auf, um den unruhig seine Lippen bei�enden Wirt von sich zu befreien. Leicht war das Vertrauen dieses Mannes nicht zu gewinnen.

Im Fortgehen fiel K. an der Wand ein dunkles Portr�t in einem dunklen Rahmen auf. Schon von seinem Lager aus hatte er es bemerkt, hatte aber in der Entfernung die Einzelheiten nicht unterschieden und geglaubt, das eigentliche Bild sei aus dem Rahmen fortgenommen und nur ein schwarzer R�ckendeckel sei zu sehen. Aber es war doch ein Bild, wie sich jetzt zeigte, das Brustbild eines etwa f�nfzigj�hrigen Mannes. Den Kopf hielt er so tief auf die Brust gesenkt, da� man kaum etwas von den Augen sah, entscheidend f�r die Senkung schien die hohe, lastende Stirn und die starke, hinabgekr�mmte Nase. Der Vollbart, infolge der Kopfhaltung am Kinn eingedr�ckt, stand weiter unten ab. Die linke Hand lag gespreizt in den vollen Haaren, konnte aber den Kopf nicht mehr heben. �Wer ist das?� fragte K. �Der Graf?� K. stand vor dem Bild und blickte sich gar nicht nach dem Wirt um. �Nein�, sagte der Wirt, �der Kastellan.� - �Einen sch�nen Kastellan haben sie im Schlo�, das ist wahr�, sagte K., �schade, da� er einen so mi�ratenen Sohn hat.� - �Nein�, sagte der Wirt, zog K. ein wenig zu sich herunter und fl�sterte ihm ins Ohr: �Schwarzer hat gestern �bertrieben, sein Vater ist nur ein Unterkastellan und sogar einer der letzten.� In diesem Augenblick kam der Wirt K. wie ein Kind vor. �Der Lump!� sagte K. lachend, aber der Wirt lachte nicht mit, sondern sagte: �Auch sein Vater ist m�chtig.� - �Geh!� sagte K. �Du h�ltst jeden f�r m�chtig. Mich etwa auch?� - �Dich�, sagte er sch�chtern, aber ernsthaft, �halte ich nicht f�r m�chtig.� - �Du verstehst also doch recht gut zu beobachten�, sagte K., �m�chtig bin ich n�mlich, im Vertrauen gesagt, wirklich nicht. Und habe infolgedessen vor den M�chtigen wahrscheinlich nicht weniger Respekt als du, nur bin ich nicht so aufrichtig wie du und will es nicht immer eingestehen.� Und K. klopfte dem Wirt, um ihn zu tr�sten und sich geneigter zu machen, leicht auf die Wange. Nun l�chelte er doch ein wenig. Er war wirklich ein Junge mit seinem weichen, fast bartlosen Gesicht. Wie war er zu seiner breiten, �ltlichen Frau gekommen, die man nebenan hinter einem Guckfenster, weit die Ellenbogen vom Leib, in der K�che hantieren sah? K. wollte aber jetzt nicht mehr weiter in ihn dringen, das endlich bewirkte L�cheln nicht verjagen. Er gab ihm also nur noch einen Wink, ihm die T�r zu �ffnen, und trat in den sch�nen Wintermorgen hinaus.

Nun sah er oben das Schlo� deutlich umrissen in der klaren Luft und noch verdeutlicht durch den alle Formen nachbildenden, in d�nner Schicht �berall liegenden Schnee. �brigens schien oben auf dem Berg viel weniger Schnee zu sein als hier im Dorf, wo sich K. nicht weniger m�hsam vorw�rts brachte als gestern auf der Landstra�e. Hier reichte der Schnee bis zu den Fenstern der H�tten und lastete gleich wieder auf dem niedrigen Dach, aber oben auf dem Berg ragte alles frei und leicht empor, wenigstens schien es so von hier aus.

Im ganzen entsprach das Schlo�, wie es sich hier von der Ferne zeigte, K.s Erwartungen. Es war weder eine alte Ritterburg noch ein neuer Prunkbau, sondern eine ausgedehnte Anlage, die aus wenigen zweist�ckigen, aber aus vielen eng aneinander stehenden niedrigen Bauten bestand; h�tte man nicht gewu�t, da� es ein Schlo� sei, h�tte man es f�r ein St�dtchen halten k�nnen. Nur einen Turm sah K., ob er zu einem Wohngeb�ude oder einer Kirche geh�rte, war nicht zu erkennen. Schw�rme von Kr�hen umkreisten ihn.

Der ungl�ckliche Canonikus


Madame Saxe war ganz dazu geschaffen, die Huldigungen eines verliebten Mannes zu gewinnen, und h�tte sie nicht einen eifers�chtigen Offizier gehabt, der sie nie aus den Augen verlor und der ganz so aussah, als wollte er jeden durchbohren, der es wagen w�rde, ihr Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, indem er ihr zu gefallen suchte, so w�rde es ihr wahrscheinlich nicht an Anbetern gefehlt haben. Dieser Offizier liebte das Piquetspiel, allein Madame Saxe mu�te best�ndig dabei an seiner Seite sitzen, und sie schien dies mit gro�em Vergn�gen zu tun.

Im Laufe des Nachmittags machten wir eine Partie und wir setzten dies f�nf oder sechs Tage fort. Dann wurde ich der Sache �berdr�ssig, weil er aufstand, sobald er zehn oder zw�lf Louisdor gewonnen hatte. Dieser Offizier hie� d'Entragues, war ein sch�ner Mann, obgleich sehr mager, und es fehlte ihm weder an Geist noch an dem Ton der guten Gesellschaft.

Wir hatten seit zwei Tagen nicht gespielt, als er mich nach dem Essen fragte, ob ich w�nschte, da� er mir Revanche geben sollte.

"Daran liegt mir nichts," erwiderte ich ihm, "denn wir spielen nicht auf gleiche Art."

"Ich spiele zu meinem Vergn�gen, weil das Spiel mich unterh�lt, Sie aber spielen nur, um zu gewinnen."

"Wie das? Sie beleidigen mich."

"Das ist nicht meine Absicht; allein so oft wir gespielt haben, h�rten Sie schon nach einer Stunde auf."

"Sie sollten mir das Dank wissen, denn da Sie mir nicht gewachsen sind, w�rden Sie notwendigerweise verlieren m�ssen."

"Das ist m�glich, aber ich glaube es nicht."

"Ich kann es Ihnen beweisen."

"Ich nehme es an; doch der Erste, der die Partie aufgibt, verliert f�nfzig Louisdor."

"Ich bin es zufrieden; aber bares Geld auf den Tisch."

"Ich spiele nie anders."

Ich befahl dein Kellner, Karten zu bringen, und holte f�nf oder sechs Rollen mit hundert Louisdor. Wir begannen das Spiel um f�nf Louisdor das Hundert, nachdem wir jeder f�nfzig Louisdor f�r die Wette beiseite gelegt hatten.

Es war drei Uhr, als wir zu spielen begannen und um neun Uhr meinte d'Entragues, wir k�nnten zum Abendessen gehen.

"Ich habe keinen Hunger," erwiderte ich ihm, "allein Sie k�nnen aufstehen, wenn Sie wollen, und ich stecke dann die hundert Louisdor in die Tasche."

Er lachte und fuhr fort zu spielen; allein die sch�ne Dame schmollte mit mir, ohne da� ich es zu bemerken schien.

Alle Zuschauer gingen zum Abendessen und kehrten zur�ck, um uns bis Mitternacht Gesellschaft zu leisten. Von da ab blieben wir allein; d'Entragues, der erkannte, zu was er sich verpflichtet hatte, sagte kein Wort und ich �ffnete die Lippen nur, um mein Spiel zu z�hlen. Wir spielten auf die ruhigste Weise von der Welt.

Um sechs Uhr morgens fingen die Trinker und Trinkerinnen an, sich einzustellen, und alle w�nschten uns Gl�ck zu unserer Best�ndigkeit, zollten uns Beifall; wir aber schienen uns gegenseitig zu grollen.

Die Louisdor lagen in Haufen auf dem Tische; ich verlor etwa hundert, und gleichwohl war das Spiel mir g�nstig.

Um neun Uhr kam die sch�ne Saxe und wenige Augenblicke darauf Frau d'Urf� mit Herrn von Schaumburg.

Die Damen rieten uns, wie nach Verabredung, eine Tasse Schokolade zu trinken. d'Entragues willigte zuerst ein, und da er glaubte, ich sei mit meinen Kr�ften zu Ende, sagte er:

"Bestimmen wir, da� der Erste, der zu essen verlangt, sich auf l�nger als eine Viertelstunde entfernt oder auf seinem Stuhle einschl�ft, die Wette verloren hat."

"Ich nehme Sie beim Wort," rief ich aus, "und stimme jeder andern erschwerenden Bedingung zu, welche vorzuschlagen Ihnen gef�llig sein wird."

Die Schokolade kam, wir tranken sie und spielten dann weiter.

Zu Mittag rief man uns zum Diner, wir antworteten aber gemeinschaftlich, da� wir keinen Hunger h�tten.

Um ein Uhr lie�en wir uns �berreden, eine Bouillon zu trinken. Als die Stunde zum Abendessen kam, fing alle Welt an, zu finden, da� die Sache ernst w�rde, und Madame Saxe machte uns den Vorschlag, die Wette zu teilen. d'Entragues, der hundert Louisdor gewonnen, w�rde in den Vorschlag gewilligt haben; ich aber wies ihn zur�ck, und der Baron von Schaumburg fand, da� ich nicht unrecht h�tte.

Mein Gegner h�tte die Wette aufgeben und das Spiel beendigen k�nnen; er w�re dann noch im Gewinn gewesen, aber der Geiz hielt ihn noch mehr zur�ck, als die Eigenliebe.

Ich war zwar empfindlich �ber den Verlust, aber vergleichsweise wenig gegen den Punkt der Ehre. Ich sah frisch aus, w�hrend er einer umgegrabenen Leiche glich: seine Magerkeit trug viel dazu bei.

Da Madame Saxe auf dem Vorschlag zu beharren schien, entgegnete ich ihr, ich w�re in Verzweiflung, mich den Bitten einer reizenden Frau, die alle R�cksichten und die gr��ten Opfer verdiente, nicht f�gen zu k�nnen, allein in dem vorliegenden Falle handelte es sich um eine Art von Eigensinn und ich w�re daher fest entschlossen, zu siegen oder meinem Gegner den Sieg nur in dem Augenblicke zu �berlassen, in welchem ich tot nieders�nke.

Dabei hatte ich zwei Ziele im Auge: d'Entragues durch meine Entschlossenheit einzusch�chtern und ihn zu gleicher Zeit zu erbittern, indem ich ihm Eifersucht einfl��te.

�berzeugt, da� ein Eifers�chtiger alles doppelt sieht, hoffte ich, da� sein Spiel darunter leiden w�rde und da� ich dann, wenn ich die f�nfzig Louisdor der Wette gew�nne, nicht den Verdru� h�tte, durch die �berlegenheit seines Spielens mehr als hundert Louisdor zu verlieren.

Die sch�ne Madame Saxe warf mir einen Blick der Geringsch�tzung zu und ging. Frau d'Urf� aber, die mich f�r unfehlbar hielt, r�chte mich, indem sie zu Herrn d'Entragues mit dem Tone der �berzeugung sagte:

"Mein Gott, wie ich Sie beklage, mein Herr!"

Die Gesellschaft, welche zu Abend gespeist hatte, kehrte nicht zur�ck.

Man lie� uns unsere Angelegenheit zu Ende bringen.

Wir spielten die ganze Nacht hindurch und ich achtete ebenso auf das Gesicht meines Gegners, als auf mein Spiel. Nach dem Grade, wie ich ihn sich entstellen sah, richtete ich mein Spiel ein; er verwirrte sich, z�hlte schlecht und legte oft falsch weg.

Ich war kaum weniger ersch�pft, als er; ich f�hlte, da� ich schwach wurde, und hoffte jeden Augenblick, ihn niedersinken zu sehen, weil ich f�rchtete, ungeachtet meiner kr�ftigen Konstitution unterliegen zu m�ssen. Ich hatte mein Geld wiedergewonnen, als d'Entragues mit Tagesanbruch einige Zeit hinausging und ich ihm dann Vorw�rfe dar�ber machte, l�nger als eine Viertelstunde abwesend geblieben zu sein.

Dieser Zwist mattete ihn ab und machte mich munter, eine nat�rliche Wirkung der Verschiedenheit des Temperaments, eine Taktik des Spielers und ein Anla� zum Studium f�r den Moralisten und den Psychologen.

Meine List gelang, denn sie war nicht studiert und konnte daher auch nicht vorausgesehen werden. Nicht anders ist es bei den Feldherren: eine Kriegslist mu� in dem Kopfe eines Befehlshabers aus den Umst�nden entstehen, aus dem Zufall und der Gewohnheit, mit Schnelligkeit alle Verbindungen und Gegens�tze der Menschen und der Dinge zu erfassen.

Um neun Uhr kam Madame Saxe; ihr Geliebter befand sich im Verlust.

"Jetzt, mein Herr,'' sagte sie, "ist. es an ihnen, nachzugeben."

"Madame," antwortete ich ihr, "in der Hoffnung, Ihnen zu gefallen, bin ich bereit, meine Wette zur�ckzuziehen und von meinem Rechte abzustehen."

Diese Worte, welche mit dem Tone anspruchsvoller Galanterie gesprochen wurden, erregten d'Entragues Zorn und er bemerkte voll Bitterkeit, er w�rde seinerseits die Partie nicht eher aufgeben, als bis einer von uns tot nieders�nke.

"Sie sehen, liebensw�rdigste der Damen," sagte ich, indem ich verliebte Blicke machte, die in meinem Zustande nicht sehr eindringend sein konnten, "Sie sehen, da� ich nicht der Unf�gsamste von uns beiden bin."

Man brachte uns eine Bouillon, allein d'Entragues, der den h�chsten Grad der Schw�che erreicht hatte, befand sich so unwohl, da� er, nachdem er sie kaum getrunken hatte, auf seinem Stuhle wankte und mit Schwei� bedeckt in Ohnmacht fiel. Man beeilte sich, ihn fortzutragen.

Ich gab dem Marqueur, der zweiundvierzig Stunden gewacht hatte, sechs Louisdor, steckte mein Geld in die Tasche, und statt mich schlafen zu legen, begab ich mich zu einem Apotheker, bei welchem ich ein leichtes Brechmittel nahm. Dann legte ich mich nieder, geno� eines guten Schlafes von einigen Stunden und gegen drei Uhr speiste ich mit dem besten Appetit zu Mittag.

d'Entragues ging erst am n�chsten Tage aus. Ich war auf irgend einen Zwist gefa�t, aber guter Rat kommt �ber Nacht und ich t�uschte mich. Sobald er mich erblickte, kam er auf mich zu und umarmte mich.

"Ich habe eine wahnsinnige Wette angenommen; Sie gaben mir indes eine Lehre, an die ich mich Zeit meines Lebens erinnern werde und ich bin Ihnen daf�r sehr dankbar."

"Das freut mich, vorausgesetzt, da� diese Anstrengung Ihrer Gesundheit nicht nachteilig ist."

"Nein, ich befinde mich ganz wohl, aber wir werden nie wieder miteinander spielen."

"Ich w�nsche wenigstens nicht, da� es gegeneinander geschehen m�ge."

Acht oder zehn Tage sp�ter machte ich der Frau d'Urf� das Vergn�gen, sie mit der falschen Lascaris nach Basel zu bringen.

Wir kehrten bei dem ber�chtigten Imhoff ein, der uns die Haut �ber die Ohren zog; aber die "Drei K�nige" waren das beste Gasthaus der Stadt.

Eine von den Sonderbarkeiten der Stadt Basel ist, da� es hier um elf Uhr Mittag ist, eine Dummheit, die von einer historischen Tatsache herr�hrt, welche mir der Prinz von Porentruy erkl�rte, die ich aber vergessen habe.

Die Baseler gelten daf�r, einer Art von Wahnsinn unterworfen zu sein, von dem die B�der in Sulzbach sie befreien, der aber nach einiger Zeit sich abermals einstellt, wenn sie wieder zu Hause sind.

Wir w�ren einige Zeit in Basel geblieben, h�tte sich nicht ein Ereignis zugetragen, das mich verdro� und mich veranla�te, unsere Abreise zu beschleunigen.

Das Bed�rfnis hatte mich gezwungen, der Corticelli ein wenig zu verzeihen, und wenn ich fr�hzeitig nach Hause kam, brachte ich die Nacht bei ihr zu, nachdem ich mit der ausgelassenen Person und Frau d'Urf� zu Abend gespeist hatte.  Kam ich sp�ter, was ziemlich oft geschah, so schlief ich allein in meinem Zimmer.

Die Schelmin schlief ebenfalls allein in einem Kabinett, welches an das Zimmer ihrer Mutter stie�, und durch dieses mu�te man gehen, um zu der Tochter zu kommen.

Ich kam um ein Uhr nach Mitternacht nach Hause, hatte noch nicht Lust, zu schlafen, und nachdem ich meinen Schlafrock angezogen hatte, nahm ich eine Kerze und ging, meine Sch�ne aufzusuchen.

Ich war ein wenig �berrascht, die T�r zu dem Zimmer der Signora Laura nur angelehnt zu finden. In dem Augenblick, als ich weiter gehen wollte, streckte die Alte den Arm nach mir aus, ergriff meinen Schlafrock und flehte mich an, nicht bei ihrer Tochter einzutreten.

"Weshalb nicht ?" sagte ich.

"Sie ist den ganzen Abend sehr krank gewesen und bedarf der Ruhe und des Schlafes."

"Nun gut, so werde ich auch schlafen."

Bei diesen Worten stie� ich die Alte zur�ck, trat bei der Tochter ein und fand sie an der Seite eines Menschen, der sich unter die Decke versteckte.

Nachdem ich einen Augenblick das Bild betrachtet hatte, lachte ich, setzte mich auf das Bett und fragte sie, wer der gl�ckliche Sterbliche sei, den ich zum Fenster hinauswerfen w�rde. Ich sah auf dem Stuhle neben mir den Rock, die Beinkleider, den Hut und den Stock des Individuums, allein da ich gute Pistolen in der Tasche hatte, wu�te ich, da� ich nichts zu f�rchten brauchte; ich wollte indes keinen L�rm erregen.

Zitternd, Tr�nen in den Augen, ergriff sie meine Hand und beschwor mich, ihr zu verzeihen.

"Es ist," sagte sie, "ein junger Mann, dessen Namen ich nicht kenne."

"Ein junger Mann, dessen Namen du nicht kennst, Schelmin? Nun wohl, so soll er ihn mir selbst sagen."

Dies sagend, ergriff ich eine meiner Pistolen und mit einem kr�ftigen Ruck der Hand entdeckte ich den Kuckuck, der nicht ungestraft seine Eier in mein Nest gelegt haben sollte.

Ich sah einen jugendlichen Kopf, den ich nicht kannte, mit einem Seidentuche umwunden, w�hrend der �brige K�rper nackt war, ebenso wie der meiner Unversch�mten.

Er wendete mir den R�cken zu, um sein Hemd zu ergreifen, das er hinter das Bett geworfen, hatte, allein ich ergriff ihn beim Arme und hinderte ihn, irgendeine Bewegung zu machen, weil die M�ndung meiner Pistole eine unwiderstehliche Sprache redete.

"Wer sind Sie, sch�ner Herr?"

"Ich bin der Graf von B. . ., Canonikus in Basel."

"Glauben Sie hier eine kirchliche Handlung zu vollbringen?"

"Ach nein, mein Herr, ich bitte, mir ebenso zu verzeihen, wie der Frau Gr�fin, denn ich allein bin strafbar."

"Danach frage ich Sie nicht."

"Mein Herr, die Frau Gr�fin ist durchaus unschuldig."

Ich befand mich in der besten Laune, denn, weit entfernt, in Zorn zu geraten, konnte ich kaum das Lachen unterdr�cken.

Das Bild hatte in meinen Augen etwas Anziehendes, weil es komisch und originell zugleich war.

Die beiden schuldbewu�ten Nacktheiten waren in der Tat reizend und ich betrachtete sie wohl eine Viertelstunde lang, ohne ein Wort zu sprechen.

�berzeugt, da� weder der Eine noch die Andere erkannte, was in meinem Innern vorging, stand ich auf und gebot dem Canonikus, sich anzukleiden.

"Diese Angelegenheit mu� verschwiegen bleiben, allein wir gehen augenblicklich zweihundert Schritt von hier fort, um uns auf geringe Distanz zu schie�en."

"Ach, mein Herr," rief der junge Mann, "f�hren Sie mich, wohin es Ihnen beliebt, bringen Sie mich um, wenn es Ihnen so gef�llt; aber ich bin nicht dazu geschaffen, mich zu schlagen."

"Wirklich nicht?"

"Nein, mein Herr. Ich bin nur Priester geworden, um mich dieser verh�ngnisvollen Verpflichtung zu entziehen."

"Dann sind Sie also eine Memme und geneigt, Stockschl�ge hinzunehmen?"

"Alles, was Ihnen gef�llig sein wird; aber Sie sind gewi� kein Barbar, denn die Liebe hat mich blind gemacht. Ich bin erst vor einer Viertelstunde in dies Kabinett eingetreten. Die Gr�fin schlief und ihre Gouvernante ebenfalls."

"Machen Sie das anderen weis, L�gner."

"Ich hatte eben erst mein Hemd ausgezogen, als Sie eintraten, und vor diesem Augenblicke war ich nie allein mit diesem Engel."

"Was das betrifft," f�gte lebhaft die Schelmin hinzu, "so ist es wahr, wie das Evangelium."

"Wi�t Ihr wohl, da� Ihr zwei schamlose L�gner seid? Und Sie, sch�ner Canonikus, M�dchenverf�hrer, Sie verdienten, da� ich Sie braten lie�e, wie einen kleinen heiligen Laurentius."

W�hrend dieser Zeit hatte der ungl�ckliche Canonikus sich angekleidet.

"Folgen Sie mir, mein Herr," sagte ich mit einem Tone, der ihn in Eis zu verwandeln schien.

Ich f�hrte ihn auf mein Zimmer.

"Was w�rden Sie tun," fragte ich ihn hier, "wenn ich Ihnen verziehe und Sie das Haus verlassen lie�e, ohne Sie zu entehren?"

"Ach, mein Herr, ich werde sp�testens in einer Stunde abreisen und Sie sollen mich nicht mehr hier sehen; �berall, wo Sie mir in Zukunft begegnen k�nnten, d�rfen Sie gewi� sein, in mir einen Menschen zu finden, der bereit ist, alles zu tun, um Ihnen zu dienen."

"Sehr gut. Gehen Sie und denken Sie in Zukunft daran, Ihre Vorsichtsma�regeln bei Ihren verliebten Unternehmungen besser zu treffen."

Nach dieser Expedition legte ich mich schlafen, sehr zufrieden mit dem, was ich gesehen und getan hatte, denn das machte mich der Schelmin gegen�ber vollkommen frei.

Sobald ich am n�chsten Tage aufgestanden war, ging ich zu der Corticelli, der ich mit ruhigen, aber energischen Worten sagte, sie solle auf der Stelle ihre Sachen packen.

Dabei verbot ich ihr, das Zimmer bis zu dem Augenblicke zu verlassen, in welchem sie in den Wagen steigen w�rde.

"Ich werde sagen, ich sei krank."

"Wie du willst. Allein man wird auf deine Worte nicht die geringste R�cksicht nehmen."

Ohne einen Einwurf abzuwarten, suchte ich Frau d'Urf� auf, erz�hlte ihr die Geschichte der Nacht, die ich noch durch Scherze ausschm�ckte, und sie lachte dar�ber von ganzem Herzen.

Alles war am n�chsten Tage bereit und wir reisten ab; Frau d'Urf� und ich in der Berline, die Corticelli, ihre Mutter und die beiden Kammerfrauen in dem andern Wagen.

In Besan�on verlie� mich Frau d'Urf� mit ihren Leuten und ich schlug am n�chsten Tage mit Mutter und Tochter den Weg nach Genf ein. Ich stieg, wie immer, in der "Wage" ab.

W�hrend des ganzen Weges richtete ich nicht nur kein Wort an meine Begleiterinnen, sondern ich w�rdigte sie nicht einmal eines Blickes.

Ich lie� sie mit einem Bedienten aus der Franche Comt� essen, den ich auf Empfehlung des Herrn von Schaumburg gemietet hatte.

Ich ging zu einem Bankier, um ihn zu bitten, mir einen Kutscher zu verschaffen, der zwei allein reisende Frauen, f�r welche ich mich interessierte, nach Turin bringen k�nnte.

Zugleich �bergab ich ihm f�nfzig Louisdor f�r einen Wechsel auf Turin.

In das Gasthaus zur�ckgekehrt, schrieb ich dem Chevalier Raiberti unter �bersendung des Wechsels.

Ich teilte ihm mit, da� drei oder vier Tage nach dem Empfang meines Briefes eine Bologneser T�nzerin mit ihrer Mutter und einem Empfehlungsbriefe bei ihm eintreffen w�rden.

Ich bat ihn, dieselben in einem anst�ndigen Hause in Pension zu geben und auf meine Rechnung f�r sie dort Zahlung zu leisten.

Ich sagte ihm zugleich, er w�rde mich sehr verpflichten, wenn er es erlangen k�nnte, da� sie, wenn auch gratis, w�hrend des Karnevals tanzte, und ihr mitzuteilen, wenn ich bei meiner Ankunft in Turin schlimme Geschichten �ber sie h�rte, ich sie verlassen w�rde.

Am n�chsten Tage brachte ein Kommis des Herrn Tronchin mir den Kutscher, welcher mir sagte, er sei zur Abfahrt bereit, sobald er Mittagbrot gegessen h�tte.

Nachdem ich den Vertrag best�tigt hatte, welchen er mit dem Bankier geschlossen, lie� ich die Corticelli kommen und sagte zu dem Fuhrmann:

"Hier sind zwei Damen, die Sie fahren sollen und von denen Sie bezahlt werden, sobald dieselben in Sicherheit in Turin mit ihrem Gep�ck angelangt sind, und zwar in vier und einem halben Tage, wie dies in dem Vertrag festgestellt wurde, von dem die Damen eine Abschrift erhalten und Sie die andere."

Eine Stunde darauf kam er, um den Wagen zu bepacken.

Die Corticelli brach in Tr�nen aus.

Ich war nicht grausam genug, sie ohne einigen Trost reisen zu lassen.

Sie war hinl�nglich f�r ihr schlechtes Benehmen bestraft.

Ich lie� sie mit mir essen, und indem ich ihr den Empfehlungsbrief f�r Herrn Raiberti und f�nfundzwanzig Louisdor �bergab, von denen acht f�r die Reisekosten bestimmt waren, sagte ich ihr, was ich an Herrn Raiberti geschrieben h�tte, der es ihr auf meine Anweisung an nichts fehlen lassen w�rde.

Sie bat mich um einen Koffer, in welchem drei Roben und eine prachtvolle Mantille lagen, welche Frau d'Urf� ihr geschenkt hatte. Ich sagte ihr aber, wir w�rden davon in Turin sprechen.

Sie wagte es nicht, des Schmuckes zu erw�hnen, und begn�gte sich damit, zu weinen, aber sie erregte mein Mitleid nicht.

Ich verlie� sie in viel behaglicherer Lage, als ich sie gefunden hatte, denn sie hatte sch�ne Kleidungsst�cke, W�sche, Schmucksachen und eine sehr sch�ne Uhr, die ich ihr geschenkt hatte. Das war mehr, als sie verdiente.

In dem Augenblick der Abreise f�hrte ich sie an den Wagen, weniger der Form wegen, als um sie nochmals dem Kutscher zu empfehlen.

Als sie fort war, f�hlte ich mich von einer schweren Last befreit und suchte meinen Syndikus auf.

Ich hatte ihm seit meinem Aufenthalte in Florenz nicht geschrieben.

Er dachte gewi� nicht mehr an mich und ich wollte seine �berraschung genie�en.

In der Tat war dieselbe au�erordentlich gro�; aber nach dem ersten Augenblick fiel er mir um den Hals, k��te mich zehnmal, indem er Freudentr�nen vergo�, und sagte endlich, er h�tte die Hoffnung aufgegeben, mich wiederzusehen.

"Was machen unsere teuern Freundinnen?"

"Sie befinden sich vortrefflich; Sie sind noch immer der Gegenstand ihrer Unterhaltung und ihres z�rtlichen Bedauerns; sie werden sich au�erordentlich freuen, wenn sie erfahren, da� Sie sich hier befinden."

"Sie d�rfen nicht z�gern, sie damit bekannt zu machen."

"Nein, gewi� nicht, denn ich will sie darauf vorbereiten, da� wir diesen Abend alle miteinander essen werden. Apropos! Herr von Voltaire hat sein Haus in D�lices an den Herzog von Villars abgetreten und wohnt jetzt in Ferney."

"Das ist mir gleichg�ltig, denn ich beabsichtige diesmal nicht, ihn zu besuchen. Ich bleibe zwei bis drei Wochen hier und widme diese Ihnen ganz."

"Sie machen mich gl�cklich."

"Ehe Sie gehen, bitte ich Sie, mir Schreibger�t zu besorgen, um drei oder vier Briefe zu schreiben; ich werde meine Zeit bis zu Ihrer R�ckkehr darauf verwenden."

Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und schrieb sogleich an meine Haush�lterin, Madame Lebel, da� ich etwa zwanzig Tage in Genf zuzubringen ged�chte und da� ich nach Lausanne kommen w�rde, wenn ich gewi� w�re, sie wiederzusehen.

Als der Syndikus und ich uns am Abend zu unseren h�bschen Kusinen begaben, sah ich einen sch�nen, englischen Wagen, der verk�uflich war, und vertauschte ihn gegen den meinigen, indem ich hundert Louisdor zugab.

W�hrend ich den Handel schlo�, erkannte mich der Onkel der sch�nen Theologin, welche so vortrefflich die Thesen besprach und der ich so angenehmen Unterricht in der Physik erteilt hatte; er umarmte mich und bat mich, am n�chsten Tage bei ihm zu speisen.

Ehe wir zu unseren liebensw�rdigen Freundinnen kamen, sagte mir der Syndikus, da� wir bei ihnen ein sehr h�bsches M�dchen finden w�rden, welches in die s��en Mysterien noch nicht eingeweiht w�re.

"Desto besser," sagte ich, "ich werde mich danach zu benehmen wissen und vielleicht ihr Weihepriester sein."

Ich hatte ein Schmuckk�stchen mit einem Dutzend sehr sch�ner Ringe in meine Tasche gesteckt.

Ich wu�te seit langer Zeit, da� man durch dergleichen Kleinigkeiten einen weiten Weg in kurzer Zeit zur�ckgelegt.

Der Augenblick, in welchem ich diese reizenden M�dchen wiedersah, war, ich gestehe es, einer der angenehmsten meines Lebens.

Ich erkannte aus ihrem Empfange die Freude, die Befriedigung, die aufrichtige Dankbarkeit und die Liebe zum Vergn�gen.

Sie liebten sich ohne Eifersucht, ohne Neid, und ohne irgendeinen jener Gedanken, welche der guten Meinung h�tten schaden k�nnen, die sie von sich selbst hegten.

Sie erkannten sich meiner Achtung w�rdig, weil sie mir ihre Gunstbezeugungen ohne irgendeinen erniedrigenden Gedanken gew�hrt hatten und nur durch den Antrieb desselben Gef�hls, welches mich zu ihnen zog.

Die Anwesenheit ihrer neuen Freundin n�tigte uns, unsere ersten Liebkosungen auf jene gew�hnliche Art zu beschr�nken, welche man anst�ndig nennt, und die junge Novize gew�hrte mir dieselbe Gunst, indem sie err�tete und ohne die Augen aufzuschlagen.

Nach einigen allt�glichen Redensarten, jenen gew�hnlichen Tummelpl�tzen, die man nach einer langen Trennung zuerst ausspricht, sowie nach einigen doppelsinnigen Worten, �ber die wir lachten und welche der jungen Agnes Stoff zum Nachdenken gaben, sagte ich ihr, sie w�re sch�n wie eine Amorette, und ich m�chte darauf wetten, da� ihr Geist, ebenso sch�n wie ihr reizendes Gesicht, f�r gewisse Vorurteile nicht empf�nglich w�re.

Mit bescheidenem Tone antwortete sie mir: "Ich habe alle Vorurteile, die mit der Ehre und der Religion zusammenh�ngen."

Ich sah, da� man sie schonen, Zartgef�hl zeigen und abwarten mu�te.

Das war keine Festung, die sich durch einen Handstreich im Sturme einnehmen lie�.

Meiner Gewohnheit nach wurde ich indes verliebt in sie.

Der Syndikus nannte meinen Namen. Da rief das junge M�dchen:

"Ach, Sie sind es also, mein Herr, der vor zwei Jahren eigent�mliche Fragen mit meiner Kusine, der Nichte des Pastors, besprach? Es freut mich, da� ich Gelegenheit habe, Sie kennen zu lernen."

"Ich sch�tze mich gl�cklich, Mademoiselle, und w�nsche, da� Ihre liebensw�rdige Kusine, indem sie mit Ihnen von mir sprach, Sie nicht gegen mich eingenommen hat."

"Im Gegenteil, denn sie sch�tzt Sie sehr."

"Ich werde die Ehre, haben, morgen mit ihr zu essen, wo ich nicht unterlassen werde, ihr meinen Dank zu sagen."

"Morgen? Ich will es so einrichten, da� ich auch mit bei dem Diner bin, denn ich liebe die philosophischen Besprechungen sehr, obgleich ich mir nicht zu gestatten wage, ein Wort hinein zu mischen."

Der Syndikus lobte ihre Klugheit und pries ihre Verschwiegenheit so eifrig, da� ich deutlich sah, er sei in sie verliebt, und da� er mit allen Mitteln auf das Ziel lossteuerte.

Das sch�ne M�dchen hie� Helene. Ich fragte die Freundinnen, ob die sch�ne Helene ihre Schwester w�re.

Die �lteste antwortet mir mit einem feinen L�cheln, sie w�re Schwester, h�tte aber keinen Bruder, und umarmte sie.

Der Syndikus und ich wetteiferten, ihr Schmeicheleien zu sagen.

Helene err�tete, erwiderte aber kein Wort auf alle unsere galanten Redensarten.

Darauf zog ich mein Schmuckk�stchen hervor, und da ich die M�dchen entz�ckt �ber die Sch�nheit meiner Ringe fand, wu�te ich sie dahin zu bringen, die zu w�hlen, welche ihnen am besten gefielen; die reizende Helene folgte dem Beispiele ihrer Gef�hrtinnen und belohnte mich durch einen bescheidenen Ku�.

Darauf verlie� sie uns und wir befanden uns nun im vollen Besitz unserer fr�heren Freiheit.

Der Syndikus hatte Recht, in Helene verliebt zu sein, denn das junge M�dchen besa� nicht nur alles, was erforderlich ist, um zu gefallen, sondern auch alles, was eine heftige Leidenschaft hervorbringen kann; die drei Freundinnen schmeichelten sich indes nicht, sie dahin zu bringen, da� sie Teil an unseren Vergn�gungen n�hme, denn sie behaupteten, sie bes��e den M�nnern gegen�ber ein unbesiegliches Gef�hl der Schamhaftigkeit.

Wir a�en sehr heiter miteinander zu Abend und nach dem Essen nahmen wir unsere Spiele wieder auf, wobei der Syndikus wie gew�hnlich ein blo�er Zuschauer unserer Taten blieb und sehr zufrieden war, nichts weiter zu sein.

Um Mitternacht trennten wir uns und der gute Syndikus begleitete mich bis zur T�r meiner Wohnung.

Am n�chsten Tage begab ich mich zur Tafel des Pastors, wo ich eine zahlreiche Gesellschaft antraf, unter anderen auch Herrn von Harcourt und Herrn von Xim�nes, welcher mir sagte, Herr von Voltaire w��te, da� ich in Genf w�re und hoffte, mich zu sehen.

Ich begn�gte mich, ihm durch eine tiefe Verbeugung zu danken.

Mademoiselle Hedwig, die Nichte des Pastors, sagte mir eine sehr schmeichelhafte Artigkeit, die mir nicht weniger gefiel, als der Anblick ihrer Kusine Helene, die neben ihr stand.

Die zweiundzwanzigj�hrige Theologin war sch�n, appetitlich und sie besa� jenes ich wei� nicht was, das reizt und welches der Hoffnung wie dem Vergn�gen jenen eigent�mlichen bitters��en Geschmack verleiht, der sogar die Wollust selbst erh�ht.

Indes war ihre Einigkeit mit ihrer Kusine alles, dessen ich bedurfte, um dieser eine g�nstige Meinung einzufl��en.

Wir hatten eine vortreffliche Mahlzeit und w�hrend derselben unterhielt man sich nur von gleichg�ltigen Dingen.

Beim Dessert aber bat der Pastor Herrn von Xim�nes, einige Fragen an sie zu richten.

Da ich diesen Gelehrten dem Rufe nach kannte, erwartete ich irgendein geometrisches Problem. Ich t�uschte mich indes, denn er fragte sie, ob sie glaube, da� der stillschweigende Vorbehalt gen�gend w�re, um eine L�ge zu rechtfertigen.

Hedwig antwortete bescheiden, obgleich eine L�ge zur Notwendigkeit werden k�nnte, w�re der stillschweigende Vorbehalt doch immer ein Betrug.

"Erkl�ren Sie mir nun, wie Jesus Christus sagen konnte, da� die Zeit von dem Ende der Welt ihm unbekannt w�re."

"Er konnte es sagen, da er sie nicht kannte."

"Er war also nicht Gott?"

"Die Folgerung ist falsch; denn da Gott Herr �ber alles ist, ist er's auch dar�ber, eine Zuk�nftigkeit nicht zu kennen."

Das Wort Zuk�nftigkeit, welches so zuf�llig gebildet wurde, erschien mir gro�artig.

Hedwig wurde lebhaft applaudiert und ihr Onkel ging um den Tisch herum und k��te sie.

Ich hatte einen sehr nat�rlichen Einwurf auf den Lippen, der aus dem Gegenstande selbst entsprang und sie h�tte in Verlegenheit setzen k�nnen; allein ich wollte ihr gefallen und schwieg.

Herr von Harcourt wurde aufgefordert, sie auch seinerseits zu befragen, aber er antwortete mit Horaz: Nulla mihi religio est.

Darauf wendete Hedwig sich zu mir und sagte, sie erinnerte sich der Amphidromie, welche ein heidnisches Fest gewesen w�re;  "ich m�chte indes," f�gte sie hinzu, "da� Sie mich nach etwas fragten, was das Christentum ber�hrt, nach einer schwierigen Sache, die Sie nicht selbst entscheiden k�nnen."

"Sie machen es mir leicht, Mademoiselle."

"Desto besser; dann haben Sie nicht n�tig, so viel zu denken."

"Ich denke nach, um etwas Neues zu suchen. Ich habe es. Gestehen Sie zu, da� Jesus Christus im h�chsten Grade alle menschlichen Eigenschaften besa�?"

"Ja, alle, ausgenommen die Schw�chen."

"Z�hlen Sie zu den Schw�chen auch die Zeugungskraft?"

"Nein."

"So seien Sie so g�tig, mir zu sagen, welcher Art das Gesch�pf gewesen w�re, welches geboren sein w�rde, h�tte Jesus Christus sich einfallen lassen, die Samariterin zu umarmen."

Hedwig wurde feuerrot, der Pastor und die ganze Gesellschaft blickten sich untereinander an und ich richtete meine Blicke auf die Theologin, welche nachdachte.

Herr von Harcourt sagte, man m��te Herrn von Voltaire rufen, um eine so brennende Frage zu entscheiden.

Hedwig aber erhob mit gefa�tem Wesen die Augen und alle Welt schwieg, als man sah, da� sie antworten wollte.

"Jesus Christus," sagte sie, "hatte zwei vollkommene Naturen, die in vollst�ndigem Gleichgewicht mit einander standen; sie waren unzertrennlich.

H�tte daher die Samariterin einen fleischlichen Umgang mit unserem Heiland gepflogen, so w�rde sie zuverl�ssig empfangen haben, denn es w�re abgeschmackt, bei einem Gotte eine Handlung von solcher Wichtigkeit vorauszusetzen, ohne die nat�rlichen Folgen derselben anzunehmen.

Die Samariterin w�rde daher nach Verlauf von neun Monaten mit einem m�nnlichen, nicht aber mit einem weiblichen Kinde niedergekommen sein; und dieses Gesch�pf, geboren von einem menschlichen Weibe und einem Gottmenschen, w�rde ein Viertel von Gott und drei Viertel vom Menschen gehabt haben."

Bei diesen Worten klatschten alle Anwesenden in die H�nde; Herr von Xim�nes bewunderte den Scharfsinn ihrer Berechnung und sagte dann: "H�tte der Sohn der Samariterin sich verheiratet, so w�rden in einer nat�rlichen Folge die Kinder, die aus dieser Ehe entsprungen w�ren, sieben Achtel Menschheit und ein Achtel G�ttlichkeit besessen haben."

"Er m��te denn eine G�ttin geheiratet haben, was das Verh�ltnis bedeutend ver�ndert h�tte."

"Sagen Sie mir genau," fragte Hedwig, "was das Kind in der sechzehnten Generation noch G�ttliches an sich gehabt h�tte?"

"Warten Sie einen Augenblick und geben Sie mir einen Bleistift," sagte Herr von Xim�nes.

"Es ist nicht n�tig zu berechnen," sagte ich; "er w�rde einen kleinen Teil des Geistes besessen haben, der Sie beseelt."

Alle Welt stimmte im Chor ein in diese Galanterie, welche der, an die ich sie richtete, nicht mi�fiel.

Diese sch�ne Blondine entz�ndete mich durch den Zauber ihres Geistes.

Wir standen vom Tische auf, um sie zu umringen, und sie pulverisierte alle unsere Schmeicheleien auf die edelste Weise.

Ich nahm Helene beiseite und bat sie, es dahin zu bringen, da� ihre Kusine einen meiner Ringe aus meinem Schmuckk�stchen f�r sich ausw�hlte. Ich hatte Sorge getragen, die L�cke des vorhergehenden Tages wieder auszuf�llen.

Die reizende Kusine �bernahm gern meinen Auftrag.

Eine Viertelstunde darauf zeigte Hedwig mir ihre Hand und ich sah mit Vergn�gen an derselben den Ring, den sie gew�hlt hatte.

Ich k��te diese Hand mit Entz�cken und sie mu�te an der Glut meiner K�sse erkennen, welche Gef�hle sie mir eingefl��t hatte.

Am Abend erz�hlte Helene dem Syndikus und den drei Freundinnen alle Fragen, die w�hrend des Mittagessens aufgeworfen worden, ohne den geringsten Umstand zu vergessen.

Sie erz�hlte leicht und mit Anmut. Ich brauchte sie nicht ein einzigesmal zu unterst�tzen.

Wir baten sie zum Abendessen zu bleiben; sie nahm indes die drei Freundinnen beiseite und �berzeugte sie, da� es ihr unm�glich w�re; sie sagte ihnen jedoch, da� sie zwei Tage mit ihnen in einem Landhause, das sie an dem See bes��e, zubringen k�nnte, wenn sie ihre Mutter pers�nlich dazu um Erlaubnis bitten wollten.

Aufgefordert durch den Syndikus, suchten die drei Freundinnen die Mutter gleich am n�chsten Tage auf und am Tage danach fuhren sie mit Helenen ab.

An demselben Abend noch speisten wir zu Abend mit ihnen, aber wir konnten dort nicht schlafen.

Der Syndikus sollte mich nach einem nahegelegenen Hause bringen, wo wir sehr gut wohnen w�rden.

Da dies so war, hatten wir keine Eile, und die �lteste, welche dringend w�nschte, ihrem Freunde ein Vergn�gen zu bereiten, sagte ihm, er k�nnte mit mir gehen, wenn er wollte; sie w�rde sich aber schlafen legen.

Dies sagend, nahm sie Helene, f�hrte sie mit sich nach ihrem Zimmer und die beiden anderen gingen nach dem ihrigen.

Einige Augenblicke darauf trat der Syndikus in das Zimmer, in welchem sich Helene befand, und ich suchte die beiden anderen Freundinnen auf.

Nach einer Stunde unterbrach der Syndikus unsere Unterhaltung, indem er mich bat, mit ihm zu kommen.

"Was haben Sie mit Helene gemacht?" fragte ich ihn.

"Nichts; sie ist eine unf�gsame N�rrin, sie hat sich unter der Decke versteckt und wollte die Scherze nicht ansehen, die ich mit ihrer Freundin vornahm."

"Sie h�tten sich an sie selbst wenden sollen."

"Ich tat es, aber sie stie� mich mehrmals zur�ck. Ich bin ersch�pft und au�er mir, denn ich f�hle mich �berzeugt, da� ich bei dieser Wilden nie zu irgend etwas gelange, Sie m��ten es denn �bernehmen, sie zu z�hmen."

"Wie soll ich das anstellen?"

"Gehen Sie morgen zum Essen zu ihr; ich werde nicht mit Ihnen kommen, denn ich mu� den Tag in Genf zubringen. Ich komme zum Abendessen, und wenn wir sie berauschen, dann k�nnten !"

"Das w�re schade; lassen Sie mich gew�hren."

Ich ging also allein am n�chsten Tage zu ihnen und bat sie um ein Mittagessen; sie bewirteten mich festlich in der ganzen Bedeutung des Wortes.

Nach dem Essen machten wir einen Spaziergang und die drei Freundinnen kamen meinem Wunsche entgegen, indem sie mich allein mit der sch�nen Widerspenstigen lie�en, die allen meinen Liebkosungen, allen meinen Bitten Widerstand leistete und mir beinahe jede Hoffnung raubte, sie zu bezwingen.

"Der Syndikus," sagte ich ihr, "ist verliebt in Sie und diese Nacht "'

"Diese Nacht,'" unterbrach sie mich, "diese Nacht unterhielt er sich mit seiner alten Freundin. Ich habe nichts dagegen, da� jeder nach seiner Laune und seinem Vergn�gen handelt; aber ich will, da� man mir die Freiheit meines Tuns und meiner Neigungen l��t."

"Wenn es mir gel�nge, Ihr Herz zu erobern, so w�rde ich mich f�r gl�cklich halten!"

"Weshalb laden Sie den Pastor nicht ein, irgendwo mit meiner Kusine zu speisen?"

"Sie w�rden mich mit sich nehmen, denn mein Onkel sch�tzt alle die, welche sich f�r seine Nichte interessieren."

"Das erfahre ich mit Vergn�gen, Hat sie einen Liebhaber?"

"Niemand."

"Wie ist das m�glich? Sie ist jung, h�bsch, heiter und geistreich."

"Sie kennen Genf nicht. Ihr Geist ist eben die Ursache, da� kein junger Mann ihr seine Liebe zu erkl�ren wagt."

"Die, welche ihre Person vielleicht vorziehen w�rden, entfernen sich von ihr wegen ihres Geistes, denn sie w�rden die Unterhaltung nicht fortzuf�hren verm�gen."

"Sind denn aber die jungen M�nner in Genf so unbedeutend?"

"Im Allgemeinen, ja. Jedoch mu� man zugestehen, da� viele eine gute Erziehung erhalten und sehr gute Studien gemacht haben: im Ganzen genommen aber besitzen sie viele Vorurteile: Niemand will f�r einf�ltig oder dumm gelten; und dann ist auch die hiesige Jugend weit entfernt, dem Geiste und der guten Erziehung der Frau nachzulaufen."

"Daran fehlt viel; wenn ein junges M�dchen Geist oder Kenntnisse besitzt, so mu� sie beides verbergen, wenn sie sich zu verheiraten w�nscht."

"Ich sehe jetzt, reizende Helene, weshalb Sie w�hrend des Mittagessens bei Ihrem Onkel den Mund nicht aufgetan haben."

"Ich wei�, da� ich nicht n�tig habe, mich zu verstellen."

"Das ist daher der Grund, der mich an jenem Tage das Schweigen bewahren lie�, und ich kann Ihnen ohne Eitelkeit, wie ohne Scham sagen, da� das Vergn�gen meinen Mund geschlossen hielt."

"Ich bewunderte meine Kusine, die von Jesus Christus sprach, wie ich von meinem Vater sprechen w�rde, und die sich nicht f�rchtete, sich in einer Wissenschaft gelehrt zu zeigen, von welcher ein anderes M�dchen behaupten w�rde, sie nicht zu verstehen."

"Verstehen - selbst wenn sie davon so viel w��te, als ihre Gro�mutter."

"Das liegt in den Sitten, oder vielmehr in den Vorurteilen."

"Sie urteilen zum Entz�cken, meine teure Helene, und ich seufze schon nach der Partie, welche Sie vorgeschlagen haben."

"Ich werde das Vergn�gen genie�en, mit meiner Kusine zusammen zu sein."

"Ich lasse ihr Gerechtigkeit widerfahren, sch�ne Helene; Hedwig ist liebensw�rdig und interessant; glauben Sie mir indes, da� ich mich haupts�chlich deshalb darauf freue, weil Sie, die mich entz�ckt, mit von der Partie sein werden."

"Und wenn ich Ihnen nicht glaube?"

"Dann h�tten Sie unrecht und w�rden mir viel Schmerz bereiten, denn ich liebe Sie z�rtlich."

"Dessenungeachtet haben Sie versucht, mich zu hintergehen. Ich bin �berzeugt, da� Sie den drei jungen M�dchen, die ich sehr bedauere, Beweise der Z�rtlichkeit gaben."

"Weshalb beklagen Sie sie?"

"Weil keine von ihnen sich einbilden kann, da� Sie sie ausschlie�lich lieben."

"Und glauben Sie, da� dieses Zartgef�hl Sie gl�cklicher macht, als jene?"

"Ja, ich glaube es, obgleich ich in dieser Hinsicht ganz unerfahren bin."

"Sagen Sie mir aufrichtig, ob Sie glauben, da� ich recht habe."

"Ja, ich glaube es."

"Sie entz�cken mich; aber wenn ich recht habe, dann gestehen Sie ein, da� Sie, indem Sie mich mit ihnen vereinigen wollten, mir keinen solchen Beweis der Liebe gaben, als ich h�tte verlangen k�nnen, um von Ihrer Liebe �berzeugt zu werden."

"Ja, auch das gestehe ich und bitte Sie aufrichtig dar�ber um Verzeihung."

"Jetzt, g�ttliche Helene, sagen Sie mir, wie ich es anfangen mu�. um den Pastor zum Essen einzuladen."

"Das ist nicht schwierig. Gehen Sie zu ihm und bitten Sie ihn ganz einfach; und wollen Sie �berzeugt sein, da� ich mit von der Partie sein werde, so fordern Sie ihn auf, mich mit meiner Mutter einzuladen."

"Weshalb Ihre Mutter?"

"Weil er vor zwanzig Jahren sehr in dieselbe verliebt war und sie noch immer liebt."

"Und wo kann ich das Diner geben?"

"Ist nicht Herr Tronchin Ihr Bankier?"

"Ja."

"Er hat ein sch�nes Landhaus an dem See. Bitten Sie ihn f�r einen Tag darum und er wird es Ihnen mit Vergn�gen leihen. Tun Sie das, aber sagen Sie weder dem Syndikus, noch seinen drei Freundinnen etwas davon; wir werden es ihnen sp�ter mitteilen."

"Glauben Sie aber, da� Ihre gelehrte Kusine gern mit mir zusammen sein wird?"

"Mehr als gern, davon d�rfen Sie sich �berzeugt halten."

"Nun gut, so soll das alles morgen angeordnet worden."

"�bermorgen kehren Sie nach der Stadt zur�ck und ich setze die Partie f�r zwei oder drei Tage sp�ter an."

Der Syndikus kam, als es Abend wurde, zu uns und wir verbrachten den Abend sehr heiter.

Nach dem Souper gingen die M�dchen, wie an dem Tage zuvor, schlafen und ich trat in das Zimmer der �lteren ein, w�hrend mein Freund die j�ngeren aufsuchte.

Ich wu�te, da� alles, was ich unternehmen k�nnte, um Helene zu besiegen, nutzlos sein w�rde, ich begn�gte mich daher mit einigen K�ssen, w�nschte ihnen darauf eine gute Nacht und machte den beiden J�ngsten einen Besuch.

Ich fand sie in tiefem Schlafe und der Syndikus langweilte sich ganz allein.

Ich erheiterte ihn nicht, als ich ihm sagte, ich h�tte keine Gunst erlangen k�nnen.

"Ich sehe wohl," sagte er, "da� ich meine Zeit bei dieser kleinen N�rrin verlieren werde, und �ndere endlich meinen Plan."

"Ich glaube," antwortete ich ihm, "da� dies das K�rzeste und vielleicht auch das Beste ist, was Sie tun k�nnen; denn nach einer gef�hllosen oder eigensinnigen Sch�nen zu schmachten, hei�t sich selbst betr�gen."

"Das Gl�ck mu� weder zu leicht noch zu schwer zu erlangen sein."

Am n�chsten Tage gingen wir miteinander nach Genf, und Herr Tronchin zeigte sich entz�ckt, mir das von ihm erbetene Vergn�gen gestatten zu k�nnen. Der Pastor nahm meine Einladung an und sagte mir, er w�re gewi�, da� ich mich freuen w�rde, die Bekanntschaft der Mutter Helenes zu machen. Man konnte leicht sehen, da� der brave Mann f�r diese Frau ein z�rtliches Gef�hl n�hrte, und wenn sie dasselbe ein wenig erwiderte, konnte es meine Absichten nur beg�nstigen.

Ich rechnete darauf, noch an demselben Abend mit den Freundinnen und der reizenden Helene in dem Hause an dem See zu soupieren, allein ein Brief, den ich durch einen expressen Boten erhielt, zwang mich, sogleich nach Lausanne zu reisen.

Meine ehemalige Haush�lterin, Madame Lebel, die ich noch jetzt liebe, lud mich ein, mit ihr und ihrem Manne zu Abend zu speisen.

Sie schrieb mir, sie h�tte ihren Mann bewogen, sie sofort nach dem Empfang meines Briefes nach Lausanne zu f�hren; sie f�gte hinzu, sie w�re �berzeugt, da� ich alles aufgeben w�rde, um ihr das Vergn�gen zu verschaffen, sie zu sehen.

Sie nannte mir die Stunde, zu welcher sie bei ihrer Mutter eintreffen w�rde.

Madame Lebel ist eine der zehn oder zw�lf Frauen, die ich w�hrend meiner gl�cklichen Jugend am z�rtlichsten geliebt habe.

Sie besa� alles, was man w�nschen kann, um in der Ehe gl�cklich zu sein, wenn mein Schicksal gewesen w�re, dieses Gl�ck kennen zu lernen.

Bei meinem Charakter habe ich aber vielleicht sehr wohl daran getan, mich nicht unwiderruflich zu binden, obgleich in meinem Alter meine Unabh�ngigkeit eine Art von Sklaverei ist.

Wenn ich mich mit einer Frau verheiratet h�tte, die gewandt genug gewesen w�re, mich zu leiten und mich zu unterwerfen, ohne da� ich meine Unterwerfung h�tte bemerken k�nnen, so w�rde ich f�r mein Verm�gen gesorgt und Kinder bekommen haben, und ich w�re dann nicht, wie ich es jetzt bin, allein in der Welt und ohne Verm�gen.

Doch lassen wir diese Abschweifungen in eine Vergangenheit, die nicht zur�ckzurufen ist, und da ich in meinen Erinnerungen gl�cklich bin, w�rde ich wahnsinnig werden, wollte ich mir nutzlose Reue verursachen.

Ich berechnete, da� ich, wenn ich sogleich aufbr�che, Lausanne eine Stunde vor meiner teuern Dubois erreichen k�nnte, und ich z�gerte nicht, ihr diesen Beweis meiner Achtung zu gew�hren.

Ich mu� hier meinen Lesern sagen, da� sich doch, obgleich ich diese Frau liebte, und besch�ftigt mit einer anderen Leidenschaft, keine Hoffnung der Wollust in meinen Eifer mischte; meine Achtung f�r sie w�rde hingereicht haben, meine Liebe im Z�gel zu halten; aber ich sch�tzte auch Lebel, und ich w�rde mich nimmermehr der Gefahr ausgesetzt haben, das Gl�ck dieser beiden Freunde zu tr�ben.

Ich schrieb in aller Hast ein Billett an den Syndikus, um ihm zu sagen, da� eine wichtige und unvorhergesehene Angelegenheit mich n�tigte, nach Lausanne zu reisen, da� ich aber am zweiten Tage darauf des Vergn�gens genie�en w�rde, mit ihm in Genf bei den drei Freundinnen zu Abend zu speisen.

Um f�nf Uhr stieg ich bei der Mutter Dubois ab, fast sterbend vor Hunger.

Die �berraschung dieser guten Frau bei meinem Anblick war au�erordentlich gro�; denn sie wu�te nicht, da� ihre Tochter sie besuchen w�rde.

Ohne viele Umst�nde gab ich ihr zwei Louisdor, um uns ein Abendessen zu besorgen, wie es f�r mich n�tig war.

Um sieben Uhr kam Madame Lebel mit ihrem Manne und einem Kinde von achtzehn Monaten.

Unser Zusammentreffen war vom Gl�ck begleitet. W�hrend der zehn Stunden, die wir bei Tische zubrachten, schwammen wir in Freude.

Mit Tagesanbruch reisten wir nach Solothurn, wo Lebel Gesch�fte hatte.

Herr von Savigny lie� mir tausend freundliche Dinge sagen.

Lebel beteuerte mir, der Gesandte w�re sehr g�tig gegen seine Frau und er selbst dankte mir f�r das Geschenk, das ich ihm machte, indem ich sie ihm abtrat. Ich konnte mich mit eigenen Augen �berzeugen, da� er gl�cklich war und auch seine Frau gl�cklich machte.

Meine teure Haush�lterin sprach von meinem Sohne. Sie sagte mir, da� niemand die Wahrheit ahnete, da� sie aber w��te, woran sie sich zu halten h�tte, und ebenso auch Lebel, der gewissenhaft den Vertrag erf�llt h�tte, ihre Ehe erst nach Verlauf der zwei festgesetzten Monate zu vollziehen.

"Dieses Geheimnis," sagte Lebel, "wird niemals bekannt werden, und Ihr Sohn ist mein Erbe, entweder allein, oder in Teilung mit meinen Kindern, wenn ich solche bekomme, woran ich indes zweifele."

"Mein Freund," sagte sie, "es gibt wohl jemand, der die Wahrheit ahnet, besonders indem das Kind gr��er wird; allein wir haben von der Seite nichts zu f�rchten, denn die vortreffliche Person ist daf�r bezahlt, das Geheimnis zu bewahren."

"Und wer ist diese Person, meine teure Lebel?" fragte ich sie.

"Es ist Frau von ***, die Sie nicht vergessen hat, denn sie spricht sehr oft von Ihnen."

"Wollen Sie, meine Teure, meine Gr��e an sie �bernehmen?"

"O, sehr gern, mein Freund, und ich bin �berzeugt, ihr damit ein gro�es Vergn�gen zu machen."

Lebel zeigte mir meinen Ring und ich lie� ihn seinen Ring sehen, indem ich ihn f�r meinen Sohn eine prachtvolle Uhr mit meinem Portrait �berreichte.

"Sie werden sie ihm �bergeben, mein Freund," sagte ich, "wann Sie es f�r passend halten."

Ich verbrachte drei Stunden damit, ihnen mit allen Einzelheiten zu erz�hlen, was mir w�hrend der siebenundzwanzig Monate begegnet war, die wir uns nicht gesehen hatten.

Ihre Geschichte war nicht lang: ihr Leben hatte jene Einfachheit gehabt, welche dem friedlichen Gl�cke geziemt. Madame Lebel war noch immer sch�n; ich fand sie nicht ver�ndert, ich selbst aber war es. Sie fand mich minder frisch und minder heiter, als bei unserer Trennung.

Sie hatte recht! Die falsche Lascaris hatte mir viel Kummer bereitet.

Nach den z�rtlichsten Umarmungen reisten die beiden Gatten nach Solothurn und ich kehrte nach Genf zur�ck; da ich aber der Ruhe sehr bed�rftig war, ging ich nicht zum Abendessen mit dem Syndikus und dessen Freundinnen, sondern schrieb ihm, ich w�re unwohl und w�rde daher erst am n�chsten Tage das Vergn�gen haben, sie zu sehen; dann legte ich mich schlafen.

Am folgenden Tage, dem, vor welchem ich mein Diner in dem Landhause des Herrn Tronchin festgesetzt hatte, bestellte ich bei meinem Wirt eine Mahlzeit, bei der nichts gespart werden sollte.

Ich verga� nicht, ihm die besten Weine, die feinsten Lik�re, Gefrorenes und alles N�tige zu einem Punsch zu empfehlen.

Ich sagte ihm, wir w�rden unserer sechs sein, denn ich sah voraus, da� Herr Tronchin an der Partie Teil nehmen w�rde. Ich t�uschte mich nicht, denn er befand sich im seinem h�bschen Landhause, um uns die Honneurs zu machen, und ich hatte keine M�he, ihn zu bewegen, bei uns zu bleiben. Am Abend glaubte ich von diesem Diner dem Syndikus und den drei Freundinnen in Gegenwart Helenes kein Geheimnis machen zu d�rfen; Helene stellte sich, als w��te sie nichts, und sagte nur, ihre Mutter h�tte ihr mitgeteilt, da� sie sie irgendwohin zum Essen mitnehmen w�rde.

"Ich bin entz�ckt," f�gte sie hinzu, "jetzt zu vernehmen, da� es nur in dem h�bschen Landhause des Herrn Tronchin sein kann."

Mein Diner war so, wie es der routinierteste Feinschmecker nur w�nschen konnte, und Hedwig bildete in der Tat den ganzen Zauber desselben.

Dieses staunenerregende M�dchen behandelte die Theologie mit einer solchen Gewandtheit und verlieh dem Verstande eine so m�chtige Anziehungskraft, da� es unm�glich war, sich nicht fortgerissen zu f�hlen, selbst wenn man nicht �berzeugt war.

Ich habe nie einen Theologen gesehen, der f�hig gewesen w�re, gleich im ersten Augenblicke die abstraktesten Punkte dieser Wissenschaft mit solcher Leichtigkeit und solcher wahren W�rde zu besprechen, als diese junge und sch�ne Person, die mich w�hrend dieses Mittagessens vollkommen entflammte.

Herr Tronchin, der Hedwig noch nie geh�rt hatte, dankte mir hundert Mal daf�r, ihm dieses Vergn�gen bereitet zu haben, und da er uns in dem Augenblick verlassen mu�te, als wir vom Tisch aufstanden, forderte er uns auf, die Partie auf den zweitn�chsten Tag zu wiederholen.

Eine Eigent�mlichkeit, welche mich w�hrend des Desserts interessierte, war, da� sich der Pastor an seine fr�here Z�rtlichkeit f�r die Mutter Helenes erinnerte. Seine verliebte Beredsamkeit wuchs in dem Grade, wie er seine Kehle mit Champagner, Zyperwein und Lik�ren anfeuchtete.

Die Mutter h�rte ihn wohlgef�llig an und bot ihm die Spitze, w�hrend die M�dchen ebenso, wie ich selbst, nur m��ig getrunken hatten.

Die Verschiedenheit der Getr�nke, besonders der Punsch, hatten ihre Wirkung getan und meine Sch�nen waren ein wenig berauscht.

Ihre Heiterkeit war reizend, aber beinahe ausgelassen.

Ich ergriff diese allgemeine Stimmung, um von den beiden bejahrten Liebenden die Erlaubnis zu erbitten, die Damen in dem Garten am Ufer des Sees spazieren zu f�hren, und diese Erlaubnis wurde mir mit der gr��ten Bereitwilligkeit gegeben.

Wir gingen Arm in Arm, und wenige Minuten darauf waren wir aller Welt aus den Augen entschwunden.

"Wissen Sie wohl," sagte ich zu Hedwig, "da� Sie das Herz des Herrn Tronchin gewonnen haben?"

"Ich w��te damit nichts anzufangen, �brigens hat der ehrenwerte Bankier alberne Fragen an mich gerichtet."

"Sie d�rfen nicht glauben, da� alle Welt imstande sei, Fragen an Sie zu tun, die Ihrem Verstande angemessen sind."

Wir gelangten an den Rand eines prachtvollen Teiches, zu dem man auf einer Marmortreppe hinabstieg.

Ich kam auf den Einfall, ihnen den Vorschlag zu machen, die F��e in das Wasser zu stellen, sie versichernd, das w�rde ihnen wohltun, und wenn sie es mir gestatteten, w�rde ich die Ehre haben, sie ihrer Fu�bekleidungen zu entledigen.

"Nun, wir sind es zufrieden," sagte die Nichte.

"So setzen Sie sich, meine Damen, auf die erste Stufe."

Sie sa�en, und ich besch�ftigte mich, auf der vierten Stufe stehend, damit, ihnen Schuhe und Str�mpfe auszuziehen, wobei ich die Sch�nheit ihrer Beine pries und f�r den Augenblick keine Miene machte, neugierig zu sein, um mehr zu sehen, als bis zum Knie hinauf. Dann lie� ich sie bis zum Wasser hinabgehen; sie mu�ten nun wohl ihre Kleider aufheben und ich ermutigte sie noch dazu.

"Nun gut," sagte Hedwig, "die M�nner haben auch Schenkel."

Helene, die sich gesch�mt haben w�rde, minder mutig zu sein, als ihre Kusine, blieb nicht zur�ck.

"Jetzt, meine reizenden Najaden," sagte ich, "ist es genug. Sie k�nnten sich den Schnupfen holen, wenn Sie noch l�nger im Wasser blieben."

Sie stiegen r�ckw�rts wieder heraus, indem sie sich hoch aufgesch�rzt hielten, aus Furcht, ihre Kleider na� zu machen, und mir fiel es zu, sie mit allen Taschent�chern, die ich hatte, abzutrocknen.

Dies angenehme Gesch�ft gestattete mir, bequem alles zu sehen und zu ber�hren, und der Leser wird es mir wohl glauben, wenn ich ihm die Versicherung gebe, da� ich mich dem Genusse ganz hingab.

Die sch�ne Nichte sagte mir, ich w�re zu neugierig; Helene aber lie� mich mit einem so z�rtlichen und so schmachtenden Wesen gew�hren, da� ich mir Gewalt antun mu�te, um nicht weiter zu gehen.

Endlich hatte ich ihnen Str�mpfe und Schuhe wieder angezogen und sagte, ich w�re entz�ckt, die geheimen Sch�nheiten der beiden reizendsten M�dchen in Genf erblickt zu haben.

"Wir k�nnen noch zwei volle Stunden hier verweilen, ohne Furcht, da� irgend jemand zu uns kommt."

Diese Antwort lie� mich das ganze Gl�ck erblicken, das meiner wartete; ich hielt es nicht f�r angemessen, mich einer Krankheit auszusetzen, indem ich in dem Zustande, in welchem ich mich befand, in das Wasser ging.

Ich sah in geringer Entfernung ein Gartenhaus, und �berzeugt, da� Herr Tronchin es offen gelassen haben w�rde, nahm ich meine Sch�nen unter den Arm und f�hrte sie dahin, ohne sie meine Absichten erraten zu lassen.

Der Pavillon war mit Vasen, h�bschen Kupferstichen usw. verziert, das Beste aber war ein breiter und sch�ner Divan, der zur Ruhe und zum Vergn�gen einzuladen schien.

Hier zwischen den beiden Sch�nheiten sitzend, �berh�ufte ich sie mit Liebkosungen.

Unsere H�nde gestatteten sich gegenseitig alle nur m�glichen Freiheiten und so brachten wir noch eine halbe Stunde k�ssend zu.

Wir waren vertraute Freunde geworden und bereits auf dem besten Wege, es noch mehr zu werden; wir schritten dann dem Hause zu, wo wir die Mutter Helenes und den Pastor fanden, die an dem Ufer des Sees auf und nieder gingen.

Nach Genf zur�ckgekehrt, brachte ich den Abend bei den drei Freundinnen zu und h�tete mich wohl, dem Syndikus meinen Sieg �ber Helene zu verraten; denn diese Mitteilung w�rde nur dazu gedient haben, seine Hoffnung zu erneuern, und er h�tte seine Zeit und M�he verloren.

Ich selbst w�rde ohne die Theologin nie etwas erlangt haben; aber Helene bewunderte ihre Kusine und w�rde gef�rchtet haben, zu tief unter ihr zu stehen, wenn sie sich weigerte, die freien Handlungen nachzuahmen, welche f�r sie der Ma�stab f�r die Freiheit ihres Geistes waren.

Helene kam diesen Abend nicht, aber ich sah sie am n�chsten Tage bei ihrer Mutter, denn die Artigkeit verlangte, der Witwe f�r die Ehre zu danken, die sie mir erwiesen hatte. Sie empfing mich auf das freundschaftlichste und stellte mir zwei junge sehr h�bsche M�dchen vor, die sie in Pension hatte und die mich interessiert haben w�rden, h�tte ich l�nger in Genf bleiben wollen; da ich aber nur wenige Tage mich hier aufhalten wollte, verdiente Helene meine ganze Aufmerksamkeit.

Das Diner des Bankiers war sch�n.

Er setzte eine gro�e Eitelkeit darin, zu zeigen, da� die Mahlzeit eines Gastwirtes nie mit der wetteifern kann, welche ein reicher Hausherr gibt, der einen guten Koch hat, einen ausgesuchten Keller, sch�nes Silberzeug und sehr feines Porzellan. Wir waren unserer zwanzig Personen zu Tisch und das Fest wurde der gelehrten Theologin und mir zu Ehren gegeben, der als reicher Fremder freigebig sein Geld ausgab.

Ich fand auch Herrn von Xim�nes, der dazu aus Ferny gekommen war und mir sagte, ich w�rde bei Herrn von Voltaire erwartet; ich hatte aber den albernen Entschlu� gefa�t, nicht hinzugehen.

Hedwig unterhielt die ganze Gesellschaft.

Nach dem Essen wollte alle Welt dieses wahrhaft staunenerregende M�dchen mit Artigkeiten �berh�ufen, so da� es mir unm�glich war, einen Augenblick allein mit ihr zu sprechen, um ihr meine Z�rtlichkeit auszudr�cken.

Aber ich trat mit Helene beiseite, und sie sagte mir, ihre Kusine w�rde am n�chsten Tage mit dem Pastor bei ihrer Mutter zu Abend speisen.

"Hedwig," f�gte sie hinzu, "bleibt bei uns und wir schlafen dann beisammen, wie dies jedesmal geschieht, wenn sie mit ihrem Onkel zum Abendessen kommt."

"Es handelt sich darum, zu wissen, ob Sie, um die Nacht mit mir zubringen zu k�nnen, sich entschlie�en wollen, sich an einem Ort zu verstecken, den ich Ihnen morgen fr�h um elf Uhr bezeichnen werde."

"Machen Sie zu dieser Stunde meiner Mutter einen Besuch, und ich werde einen passenden Augenblick finden, Ihnen das Versteck zu zeigen."

"Sie werden sich dort nicht eben bequem finden, aber sicher, und wenn Sie sich langweilen, so denken Sie, um sich zu zerstreuen, daran, da� wir viel an Sie denken werden."

"Bleibe ich lange versteckt?"

"H�chstens vier Stunden, denn um sieben Uhr wird die Stra�ent�r geschlossen und nur denjenigen noch ge�ffnet, welche klingeln."

"Wenn ich an dem Orte, wo ich mich befinde, husten sollte, k�nnte ich dann geh�rt werden?"

"Ja, das w�re m�glich."

"Das ist eine gro�e Schwierigkeit. Alles �brige ist nichts. Aber gleichviel, ich werde alles wagen, um mir das gr��te Gl�ck zu verschaffen, das ich mir jemals gew�nscht habe. Ich nehme alles an."

Am n�chsten Morgen machte ich einen Besuch bei der Witwe, und indem Helene mich begleitete, zeigte sie mir zwischen zwei Treppen eine verschlossene T�r. - "Um sieben Uhr," sagte sie, "werden Sie die T�r offen finden, und wenn Sie eingetreten sind, verriegeln Sie sie hinter sich."

"Wenn Sie kommen, passen Sie, um hinein zu gehen, einen Augenblick ab, wo niemand Sie sehen kann."

Um sechs und drei Viertel Uhr war ich in meinem Loche eingesperrt, in welchem ich einen Sitz fand.

Das war ein Gl�ck, denn sonst h�tte ich mich weder niederlegen, noch aufrecht stehen k�nnen.

Es war ein wahres Loch, und an dem Geruche erkannte ich, da� hier Schinken und K�se aufbewahrt wurde; augenblicklich waren aber keine da, denn ich tastete rechts und links umher, um mich in der tiefen Finsternis ein wenig zurecht zu finden.

Vorsichtig mit den F��en herumtastend, stie� ich auf einen weichen Gegenstand.

Ich f�hlte mit der Hand hin und erkannte ein leinenes Tuch.

Es war eine Serviette, in welcher sich eine zweite befand, und zwei Teller, zwischen denen ein sch�nes gebratenes Huhn und Brot verwahrt wurden. Dicht daneben fand ich auch eine Bouteille und ein Glas.

Ich wu�te meinen sch�nen Freundinnen Dank, an meinen Magen gedacht zu haben; aber ich hatte reichlich zu Mittag gegessen und aus Vorsicht ein wenig sp�t. Ich verschob es daher, diesen Speisen Ehre anzutun, bis die Sch�ferstunde nahen w�rde.

Um neun Uhr machte ich mich endlich an das Werk, und da ich weder Pfropfenzieher noch Messer hatte, mu�te ich den Hals der Flasche mit einem St�ckchen Stein abschlagen, den ich aus dem lockern Fu�boden ziehen konnte.

Es war k�stlicher alter Wein von Neufch�tel; au�erdem war mein Huhn ganz nach Wunsch mit Tr�ffeln gef�llt, und diese beiden Reizmittel bewiesen mir, da� meine beiden Nymphen einige Begriffe von der Physik h�tten, oder da� der Zufall sie darauf brachte, mich gut zu bedienen.

Ich h�tte meine Zeit in diesem Loche ziemlich geduldig zugebracht, h�tte ich nicht h�ufig den Besuch einer Ratte empfangen, die sich durch ihren widerlichen Geruch ank�ndigte und mir dadurch �belkeit verursachte.

Ich erinnerte mich, da� ich dieselbe Unannehmlichkeit in K�ln bei einer ganz �hnlichen Veranlassung empfunden hatte.

Endlich schlug es zehn Uhr; eine halbe Stunde darauf h�rte ich die Stimme des Pastors.

Kurz nach der Entfernung des Pastors h�rte ich drei leise Schl�ge an der T�r meines Versteckes. Ich �ffnete und eine Hand, weich wie Atlas, bem�chtigte sich der meinigen.

Alle meine Sinne erbebten. Es war die Hand Helenens; sie hatte mich elektrisiert, und dieser Augenblick des Gl�ckes belohnte mich schon f�r mein langes Harren.

"Folgen Sie mir leise," sagte sie halblaut, sobald sie die kleine T�r wieder geschlossen hatte. Aber in meiner Ungeduld schlo� ich sie z�rtlich in meine Arme, sie die Wirkung f�hlen lassend, welche sie schon durch ihre Gegenwart allein bei mir hervorbrachte; ich �berzeugte mich auch von ihrer vollst�ndigen F�gsamkeit. "Seien Sie vern�nftig," sagte sie, "und gehen wir leise hinauf."

Ich folgte ihr tastend, und am Ende eines langen winkeligen Ganges lie� sie mich in ein Zimmer ohne Licht eintreten, das sie hinter uns verschlo�; dann �ffnete sie ein anderes, welches beleuchtet war und in welchem ich Hedwig beinahe ganz entkleidet erblickte. Sie kam mir mit offenen Armen entgegen, sobald sie mich sah, und mich voll Glut k�ssend, bezeugte sie mir die lebhafteste Dankbarkeit f�r die Geduld, mit der ich an einem so traurigen Aufenthaltsorte gewartet hatte.

"Meine g�ttliche Hedwig," sagte ich, "wenn ich Sie nicht wahnsinnig liebte, so w�rde ich nicht eine Viertelstunde in dem abscheulichen Loche verweilt haben; allein es h�ngt nur von Ihnen ab. mich w�hrend der ganzen Zeit, die ich hier bleibe, t�glich einige Stunden darin zubringen zu lassen."

"Verlieren wir indes keine Zeit, meine teuren Freundinnen, und legen wir uns nieder."

"Gehen Sie beide zu Bett," sagte Helene; "ich werde die Nacht auf dem Sofa zubringen."

"O, was das betrifft, Kusine," rief Hedwig, "so denke nicht daran; unser Geschick mu� vollkommen gleich sein."

"Ja, g�ttliche Helene, ja," sagte ich, sie umarmend; "ich liebe Sie beide gleich sehr, und alle Zeremonien dienen nur dazu, uns eine kostbare Zeit verlieren zu lassen, w�hrend welcher ich Ihnen mein z�rtliches Feuer beweisen k�nnte"  und unter gegenseitigen Liebkosungen beteuerte ich beiden, da� ich w�hrend meines Aufenthaltes in Genf noch oft mit ihnen gl�cklich zu sein hoffte.

Seufzend entgegneten sie mir, das sei unm�glich.  "In f�nf oder sechs Tagen," sagte Helene, "k�nnen wir uns vielleicht wieder ein solches Fest gew�hren; aber das wird auch alles sein."

"Laden Sie uns morgen zum Abendessen in Ihr Gasthaus ein," sagte Hedwig, "und der Zufall kann uns dann vielleicht die Gelegenheit zu einem s��en Spiel bieten."

Ich merkte mir diesen Rat.

Wir setzten unsere Unterhaltung mehrere Stunden fort und f�hlten uns vollkommen gl�cklich.

Die Nacht erschien uns kurz, obgleich wir keine einzige Minute verloren hatten, und mit Tagesanbruch mu�ten wir uns trennen.

Ich lie� sie zur�ck und war gl�cklich genug, das Haus zu verlassen, ohne von irgend jemand gesehen zu werden.

Nachdem ich bis Mittag geschlafen hatte, stand ich auf, zog mich an und machte einen Besuch bei dem Pastor, bei welchem ich seine reizende Nichte auf das eifrigste lobte.

Das war das sicherste Mittel, ihn dahin zu bringen, am n�chsten Tage in der "Wage" bei mir zu Abend zu essen.

"Wir sind in der Stadt," sagte ich, "also k�nnen wir so lange beisammen bleiben, als wir wollen. Bem�hen Sie sich indes, die liebensw�rdige Witwe und deren reizende Tochter mitzubringen."

Er versprach es mir.

Am Abend besuchte ich den Syndikus und die drei Freundinnen, die mich etwas kalt fanden.

Ich sch�tzte starke Kopfschmerzen vor.

Ich sagte ihnen, ich g�be der Gelehrten ein Abendessen, und lud sie ein, mit dem Syndikus ebenfalls zu kommen.

Ich hatte indes vorausgesehen, da� dieser es nicht zugeben w�rde, weil man dar�ber geklatscht h�tte.

Ich sorgte daf�r, da� die feinsten Weine den vorz�glichsten Teil meines Abendessens ausmachten.

Der Pastor und seine Freundin tranken t�chtig und ich schmeichelte ihrem Geschmack auf das beste.

Als ich sie auf dem Punkt erblickte, auf dem ich sie haben wollte, den Kopf ein wenig eingenommen, ganz mit ihren Erinnerungen besch�ftigt, gab ich den beiden Sch�nen ein Zeichen, und sie gingen hinaus, als wollten sie irgendeinen Ort aufsuchen.

Ich tat, als wollte ich sie zurechtweisen, und begleitete sie nach einem anderen Zimmer, ihnen mitteilend, sie m�chten mich hier erwarten.

In das erste Zimmer zur�ckgekehrt, fand ich meine beiden Alten ganz mit sich besch�ftigt, so da� sie kaum meine Anwesenheit bemerkten; ich machte Punsch, und nachdem ich ihnen denselben vorgesetzt hatte, sagte ich, ich wollte auch den jungen Damen welchen bringen, die sich damit unterhielten, Kupferstiche zu besehen.

Ich verlor keinen Augenblick und sie fanden das, was ich ihnen zeigte, sehr interessant.

Dergleichen gestohlene Vergn�gungen haben einen unaussprechlichen Reiz.

Als wir so ziemlich befriedigt waren, kehrten wir miteinander zur�ck, und ich verdoppelte den Punsch.

Helene lobte die Kupferstiche gegen ihre Mutter und forderte dieselbe auf, sie mit uns zu besehen.

"Ich habe dazu keine Lust," entgegnete sie.

"Nun," sagte Helene, "so wollen wir sie noch weiter besehen."

Ich fand diese List k�stlich und ging mit meinen beiden Heldinnen hinaus.

Hedwig philosophierte �ber das Vergn�gen und sagte mir, sie h�tte es nimmermehr kennen gelernt, wenn ich nicht zuf�llig die Bekanntschaft ihres Onkels gemacht h�tte.

Helene sprach nicht, aber hingebender als ihre Kusine, girrte sie wie eine Taube und wurde lebhaft erregt, um den Augenblick darauf wieder ermattet hinzusinken.

Ich bewunderte diese staunenswerte, obgleich ziemlich h�ufige Erregtheit.

Ehe wir uns trennten, versprach ich ihnen, t�glich die Mutter Helenes zu besuchen, um Gelegenheit zu haben, dort zu erfahren, welche Nacht ich vor meiner Abreise von Genf wieder bei ihnen zubringen k�nnte. Wir trennten uns dann um zwei Uhr morgens.

Drei oder vier Tage darauf sagte mir Helene mit zwei Worten, Hedwig w�rde die Nacht bei ihr schlafen und ihre T�re zu derselben Stunde wie fr�her offen lassen.

"Ich komme."

"Und ich werde Sie einschlie�en; allein Sie werden im Dunkeln bleiben, weil die Magd das Licht bemerken k�nnte."

Ich war p�nktlich, und um zehn Uhr sah ich sie voll Heiterkeit eintreten.

"Ich verga� Ihnen zu sagen," bemerkte sie, "da� Sie hier ein Huhn finden werden." Ich hatte Hunger, verzehrte es im Nu, und dann gaben wir uns dem Gl�cke hin.

Ich mu�te am n�chsten Tage abreisen. Ich hatte zwei Briefe von Herrn Raiberti empfangen. Er sagte mir in dem einen, er h�tte meine Weisungen in bezug auf die Corticelli befolgt, und in dem zweiten, sie w�rde wahrscheinlich w�hrend des Karnevals als erste Figurantin tanzen und Gage bekommen. Ich hatte in Genf nichts mehr zu tun und nach unserem �bereinkommen erwartete Frau d'Urf� mich in Lyon. Ich mu�te zu ihr gehen. Bei dieser Sachlage war die Nacht, die ich mit den beiden reizenden M�dchen zubringen sollte, die letzte.

Meine Lehren hatten, Fr�chte getragen, und meine beiden Z�glinge waren zu Meisterinnen in der Kunst herangereift. Gl�ck zu genie�en und zu gew�hren; in den Pausen aber wich die Freude der Trauer. "Wir werden ungl�cklich sein, mein Freund," sagte Hedwig, "und w�ren bereit, dir zu folgen, wolltest du dich mit uns bel�stigen."

"Ich verspreche Euch, meine teuern Freundinnen, bald zur�ckzukehren."

Sie brauchten nicht lange zu warten.

Am anderen Abend besuchte ich den Syndikus und dessen junge Freundinnen. Ich fand Helene bei ihnen, die sich stellte, als ob meine Reise sie nicht so betr�bte wie die anderen; um ihr Spiel besser zu verbergen, erlaubte sie dem Syndikus, ihr gleich den anderen K�sse zu geben. Ich ahmte ihre List nach und bat sie, ihrer gelehrten Kusine mein Lebewohl zu �berbringen und mich dabei zu entschuldigen, da� ich mich nicht pers�nlich von ihr verabschieden k�nne.

Am n�chsten Tage fr�h morgens reiste ich ab.

Zu Anfang des Dezember in Turin eintreffend, fand ich in Rivoli die Corticelli, welche der Chevalier Raiberti von meiner Ankunft benachrichtigt hatte. Sie �bergab mir einen Brief dieses liebensw�rdigen Mannes, der mir darin das Haus angab, welches er f�r mich gemietet hatte, da ich nicht im Gasthause absteigen wollte.